Informiert im Gesundheitswesen

Alles nur zum Wohle des Patienten

Dithard von Rabenau ist Cartoonist. Unter dem Titel «Rabenaus wundersame Erlebnisse» zeichnet er Geschichten aus dem Alltag, unter anderem folgende: Rabenaus Männchen ist beim Arzt. Sagt der Arzt: «Die neue Therapie nützt.» Patient: «Äh.» und dann: «Mir?» und schliesslich: «Oder Ihnen, Herr Doktor?» Man lacht, nicht zuletzt wegen der lustigen Zeichnungen. Aber im Grunde müsste einem das Lachen im Halse stecken bleiben. Bei Krebsverdacht werde zu häufig operiert, sagen amerikanische Experten in einem Fachartikel im British Medical Journal. Sie weisen dies anhand des Schilddrüsenkrebses nach. Da bilden sich offenbar bei bis zu einem Drittel der Bevölkerung Minitumore, die meistens nur zufällig entdeckt werden und – das ist der springende Punkt – kaum gefährlich sind. Dennoch werden sie dank immer besserer bildgebender Verfahren häufiger entdeckt und dann auch gleich herausgeschnitten. Auf die Sterberate hat dies keinerlei Einfluss. Wie das Schweizer Fernsehen in einem Beitrag vom 16. September berichtet, wurden im Jahr 2001 in der Schweiz 645 Schilddrüsen entfernt. 2011 waren es bereits 1679. Die Sterberate bezüglich Schilddrüsenkrebs hat sich in dieser Zeit von 0.6 Toten auf 100‘000 Einwohner auf 0.5 Tote auf 100‘000 Einwohner verringert.

Dabei ist die Entfernung der Schilddrüse nicht ohne Nebenwirkungen, wie Lähmung des Kehlkopfnervs und Schädigung der Nebenschilddrüsen. Ausserdem müssen die Operierten danach ihr Leben lang Schilddrüsenhormone einnehmen.

Über die Verlockung zur Übertherapie sollten wir uns nicht wundern. Einerseits hat die Bevölkerung eine unglaubliche Anspruchshaltung entwickelt. Aber wir müssen uns auch im Klaren sein, dass die Milliarden, die wir landesweit in Spitäler mit allem Zipp und Zapp stecken, müssen irgendwie wieder erwirtschaftet werden. Da wird dann halt schon mal ein bisschen zu viel operiert und therapiert.

Solche problematischen Tendenzen sind auch bei der SD nicht auszuschliessen. Daher gehört sie ohne Wenn und Aber abgeschafft.

http://www.srf.ch/gesundheit/gesundheitswesen/bei-krebsverdacht-wird-zu-haeufig-operiert

http://www.bmj.com/content/347/bmj.f5334

www.rabenau.ch

23. September 2013

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