Informiert im Gesundheitswesen

«Kartell ganz legal umgehen»

Zur Rose feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Dazu gibt es natürlich eine Geschichte, und die kann man auf der Website des Unternehmens nachlesen. Unumwunden heisst es da, Anwalt Oberhänsli habe damals den entscheidenden Impuls gegeben, nämlich dass man mit einer Aktiengesellschaft «Genussscheine an ihre Aktionäre ausgeben und so das Rabattverbot ganz legal umgehen» kann. «Die 20 benötigten Ärzte als Gründungsaktionäre für die standeseigene Selbsthilfeorganisation» (ja gell, bei diesem Begriff denkt jeder gleich an ein selbstloses Hilfswerk) war offenbar keine grosse Sache. Nicht auf einen solchen Handel einlassen mochte sich die Apotheker. Drei Jahre lang bearbeitete Oberhänsli gemäss Firmengeschichte Schweizer Apotheker. Keiner sagte zu. «Mit der Ausnahmebewilligung der Kantonsregierung findet sich schliesslich ein deutscher Apotheker», heisst es weiter. Jurist Oberhänsli zwingt den Schweizerischen Apothekerverein, den Mann als Mitglied aufzunehmen, und er zwingt die Hersteller, ihn zu beliefern.

Das sind die Bandagen, mit denen gekämpft wird. Verbot des Versandhandels mit Medikamenten? Pah, wen kümmert’s! Selbstdispensationsverbot? Ach was, das umgeht man locker mit einem grosszügigen Rabatt-System für Ärzte, die ihren Patienten den Versandhandel diktieren (siehe 3-min.info, «Korruptionsvorwurf gegen Zur Rose» vom 27. August 2013). Dank Aktiengesellschaft geht das ja alles offenbar problemlos. Zumindest für die einen. Für die anderen bezeichnet Swissmedic gemäss Art. 33 HMG die «Gewährung eines geldwerten Vorteils bereits als Gefahr einer möglichen Beeinflussung», selbst dann, «wenn der Vorteil einen auch nur indirekten Bezug zu einem oder mehreren bestimmten Arzneimittel aufweist». Und «weil die Stellung einer medizinischen resp. pharmazeutischen Fachperson derjenigen einer Amtsperson bzw. eines Behördemitglieds ähnlich ist (Ziff. III.1), sind auch die Bestimmungen des Korruptionsstrafrechts heranzuziehen.»

Aber eben offenbar nur für die einen.

Wenig zimperlich geht Zur Rose auch in Deutschland vor. Dort bietet das Unternehmen zum Beispiel eine «Aktionsbox Erkältung» an. Inhalt: Nasendusche, Erkältungskapseln, Vitamin C Brausetabletten, Nasenspray und Ibuprofen. Und dazu gibt es als «kleine Überraschung» noch einen Schal von Mucosolvan. Und das alles zum Wohle des Patienten.

http://www.zurrose.ch/standeseigene-apotheke

http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/drogerieketten-dm-apotheken-a-und-aktionsbox/

3. September 2013

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