Die Schweiz exportiert Uhren und Präzisionsmaschinen. Und Medikamente. Wie aufwendig und heikel der Export von pharmazeutischen Produkten sein kann, zeigte kürzlich die Sendung Eco. Verfolgt wurde der Weg von gefrorenem Blutplasma. Ein wertvolles Gut. Die Kühlkette muss lückenlos sein, sonst verdirbt das Produkt. In der Sendung geht es vor allem um das Thema Logistik. Interessant sind aber auch die Aussagen betreffend Produktionsstandort. Das Blutplasma wird von der Firma CSL Behring in Bern verarbeitet zu Medikamenten zur Behandlung von Hämophilie, Blutungsstörungen und anderen seltenen Krankheiten. Mehr als 95 Prozent der in der Schweiz produzierten Ware geht wieder ins Ausland, vor allem zurück in die USA. Warum dieser Aufwand? Die Antwort gibt Uwe Jocham, Direktionspräsident der CSL Behring. Die Produktion sei technologisch derart aufwendig und komplex, dass ein Unternehmen nicht an verschiedenen Standorten so eine Anlage erstelle, sagt er.
Im Klartext: Mehrere Standorte zu halten, wäre schlicht zu teuer.
Was unsere «Gesundheitsexperten» in der Politik daraus lernen könnten (wenn sie denn hinhören wollten): Unternehmen müssen ihre Produktionskosten im Griff haben. Angesichts der permanenten staatlichen Preisdrückerei erst recht. Das heisst aber auch, dass Produktionsstandorte konzentriert werden. Damit lassen sich Kosten senken, es erhöhen sich aber auch die Versorgungsrisiken. Eine Störung in der Logistik – Kühlkette unterbrochen, Unterbrüche durch Naturereignisse, Streiks u.ä. – wirken sich rasch aus. Auch der Produktionsstandort selbst kann lahm gelegt sein, z. Bsp. durch Produktionsprobleme oder durch äussere Einflüsse – Erdbeben, Brand, Unruhen. Und da ist es, mit Verlaub, Unsinn, wenn Politiker der Bevölkerung erzählen, die Armeeapotheke könne die Lücke dann ad hoc mal schnell schliessen. Und auch die Forderung nach einem staatlich verwalteten Meldesystem bei Lieferengpässen ist doch Augenwischerei. Erstens lassen sich viele Unterbrüche nicht vorhersehen, und selbst wenn, welche Firma wäre so blöd und würde vierzehn Tage vor einem möglichen Engpass der Welt verkünden, sie habe vielleicht ein Problem. Ein bisschen mehr Realitätsbezug in der Politik wäre angebracht.
http://www.cslbehring.ch/uber-csl-behring/plasma-ein-wertvoller-rohstoff.htm
23. August 2013