Schweizer Forscherinnen und Forscher fordern bessere Einsicht in Patientendaten. Denn, so argumentieren sie, wenn sie Patientengeschichten nicht über längere Zeit und vor allem auch über verschiedene Stationen, wie Hausarzt, Spital etc., verfolgen könnten, fehlten wichtige Informationen. Man könne nicht erforschen, wie erfolgreich die Schweizerische Medizin sei. Das leuchtet ein und wäre, angesichts der Kosten, durchaus interessant zu wissen.
Aufschlussreich war ein Beitrag von Wissenschaftsredaktorin Odette Frei in der Sendung Rendez-vous von Radio SRF 1 vom 15. August zu diesem Thema. Patientenschützer, hiess es, befürworteten grundsätzlich solche Forschungen. Sie befürchten allerdings, dass ein Missbrauch zum Beispiel durch Arbeitgeber oder Versicherungen nicht auszuschliessen sei, wenn Patientendaten für Forschungszwecke offengelegt würden.
Die Patienten könnten ja freiwillig zustimmen, ob sie ihrem Arzt Einblick gewähren wollten oder nicht, meinte daraufhin die Radiomoderatorin. Und jetzt, liebe Apothekerinnen und Apotheker, herhören, was Odette Frei darauf antwortete. Diese Freiwilligkeit sei nur bedingt vorhanden. Für einen Patienten sei es unter Umständen schwierig, seinem Arzt die Bitte abzuschlagen. Der Patient stimme möglicherweise nur zu, weil er seinen Arzt nicht verärgern wolle. Sobald es um die Gesundheit gehe, befinde man sich nun mal in einer gewissen Abhängigkeit.
Hört, hört! Seltsam nur, dass exakt diese Abhängigkeit und Befangenheit gemäss den Beteuerungen der Ärzte ausgerechnet bei der SD überhaupt keine Rolle spielen soll. Da kann der Patient völlig frei entscheiden, ob er den Sack voll Medikamente aus dem Ärzteschrank annehmen will oder nicht, gell.
Und es kam noch ein weiterer bemerkenswerter Aspekt in der Radiosendung. Warum es denn nicht reiche, wenn die Forscher halt einfach die Patientengeschichten auswerteten, für die sie von den Patienten die Zustimmung erhalten hätten, wollte die Moderatorin wissen. Es sei wichtig, dass möglichst viele Patientendaten ausgewertet werden können, antwortete Odette Frei, denn mit einer solchen Studie könnte auch die Überversorgung, ein grosses Problem in der Schweiz, «dingfest gemacht» werden.
Hm, ja, diese Überversorgung kritisieren ja bekanntlich bereits die Ärzte selbst. Aber bei der SD, nicht wahr, da ist alles gaaanz anders.
20. August 2013