Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin DEGUM lädt zu einer Medienkonferenz ein. Aufhänger: In Deutschland suchen, heisst es in der Medienmitteilung, jährlich 20 Millionen Personen eine Notaufnahme auf. Diese bräuchten sofortige medizinische Hilfe, schreibt DEGUM, und darum, so heisst es weiter, brauche es mobile Ultraschallgeräte. Denn, dies zeige eine Multicenter-Studie, eine frühzeitige Ultraschalluntersuchung verkürze die Verweildauer im Krankenhaus um mehrere Tage.
Also wenn tatsächlich 20 Millionen Deutsche jährlich eine Notaufnahme aufsuchen, dann heisst das im Klartext, jeder Vierte braucht einmal im Jahr notärztliche Behandlung. Und, das impliziert die Studie, viele dieser Notfallpatienten landen so viele Tage im Spital, dass eine Verkürzung der Verweildauer um mehrere Tage möglich ist. Da muss ja halb Deutschland am Krückstock gehen. Das scheint dann doch etwas gar dramatisch. Man fragt sich unwillkürlich, ob solche Szenarien realistisch sind oder ob man sie nicht im Interesse der eigenen Sache reichlich aufbauscht. Liebe Leserin, lieber Leser, wann waren Sie das letzte Mail in der Notaufnahme? Waren Sie überhaupt schon mal da? Falls ja, landeten Sie dann tatsächlich sogleich für etliche Tage im Spitalbett?
Keine Frage, auch bei uns gibt es immer mehr Leute, die bei jedem Bobo sofort zur Notfallstation rennen. Aber es ist auch ziemlich offensichtlich, dass immer mehr Anbieter alles Interesse daran haben, die Dinge zu dramatisieren. Und dann wundern sich alle über Mengenausweitungen in Spitälern und Arztpraxen.
22. Mai 2013