Informiert im Gesundheitswesen

670 Ärzte der Stadt Zürich verkaufen Medikamente

Im Kanton Zürich wurde vor einem Jahr flächendeckend die SD eingeführt. Der Tages-Anzeiger vom 7. Mai nahm den ersten Jahrestag dieses gesundheitspolitischen Rückschritts zum Anlass für einen Artikel. Von den rund 3000 Ärzten in der Stadt Zürich haben 538 von der Heilmittelkontrolle neu eine Bewilligung für den Medikamentenverkauf erhalten. In Winterthur sind es 131 von 500 Praxisärzten. Alles halb so tragisch, folgert der Tages-Anzeiger. In Zürich habe nur eine von hundert Apotheken schliessen müssen. Eine weitere Schliessung stehe auf dem Land bevor.

Wie die Auswirkungen für die Apotheken tatsächlich aussehen, kann auch Lorenz Schmid, Präsident des Apothekerverbands des Kantons Zürich AVKZ, nicht beziffern. Klar ist aber, dass vor allem kleine Quartierapotheken mit Umsatzproblemen zu kämpfen haben. Dass innerhalb eines Jahres nicht gleich alle schliessen (müssen), ist nachvollziehbar. Wer sich noch einigermassen über Wasser halten kann, tut dies. Langfristig wird die SD aber mit Sicherheit etlichen Apotheken die Lebensgrundlage entziehen. Die SD ist ja nicht die einzige Kampfansage an die Apotheken. Preissenkungen, Margenkürzungen, ausufernde administrative Auflagen, Auflösung der Liste C und weitere staatliche Regulierungen tragen ein weiteres dazu bei, ausgerechnet jenen Teil des Gesundheitswesens zu schwächen, der kostengünstig, effizient, zuverlässig und flächendeckend für die Medikamentenversorgung der Bevölkerung sorgt.

Dass die Stadt Zürich mit ihren rund 400‘000 Einwohnern 3000 Arztpraxen aufweist, regt den Journalisten nicht zum Nachdenken (oder nachrechnen an). Wie war das noch gleich mit dem Ärztemangel? Also in der Stadt Zürich kann davon keine Rede sein. Da kommen gerade noch 133 Einwohner auf eine Arztpraxis. Sicher, es pilgern auch Leute aus der Agglomeration in die Stadt. Aber es herrscht ja ausserhalb Zürichs auch nicht gerade ärztlicher Notstand. Ausserdem gibt es in der Stadt auch noch etliche Spitäler, die ebenfalls ärztliche Leistungen anbieten. Universitätsspital, Hirslandengruppe, Triemli etc. etc. Ob angesichts dieses riesigen Angebots wirklich jede ärztliche Leistung und jedes in der Arztpraxis verkaufte Medikament absolut notwendig und allein zum Wohle des Patienten ist? Man darf ein dickes Fragezeichen setzen.

Aber man drescht weiterhin auf die Apotheken ein. Ein folgenschwerer Fehler, denn sind die Apotheken als niederschwellige, kostengünstige und publikumsnahe Institution erst einmal weggespart, wird die Situation noch schlimmer. Dann bleibt den Leuten gar nichts anderes mehr übrig, als wegen jedem Tröpfchen Rotz an der Nasenspitze zum Arzt oder – wohl inzwischen ebenfalls üblich – in die Notfallstation eines Spitals zu laufen. Denken wir lieber nicht darüber nach, wie teuer dies dann wird.

Aber eben, man macht lieber ein Riesengeschrei wegen der paar Franken, welche die Apotheker für ihre Dienstleistungen und Fachberatung verlangen, als die wirklichen Probleme anzupacken.

8. Mai 2013

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