Informiert im Gesundheitswesen

Nicht kleckern, klotzen!

Im Gesundheitswesen steht der Patient im Mittelpunkt. Die Ressourcen müssen sparsam und stets zum Wohle des Patienten eingesetzt werden. Die verschiedenen Akteure arbeiten Hand in Hand, um teure und für den Patienten belastende Doppelspurigkeiten zu vermeiden. Jede therapeutische Anordnung ist streng evidenzbasiert. Soweit die Theorie. Dazu ein paar Zahlen aus der Praxis. Die Zürcher Privatklinikgruppe Hirslanden nimmt in Zürich einen 80-Millionen Neubau in Betrieb. Das Berner Inselspital will bis 2020 440 Millionen Franken in ein Herz- und Gefässzentrum investieren. Nimmt man die 44 Millionen Franken dazu, die das Inselspital soeben für seine neue Spitalapotheke ausgegeben hat, sind es fast 500 Millionen Franken. Das Zürcher Universitätsspital soll für 3.9 Milliarden Franken (an einem neuen Standort) beziehungsweise für 2.8 Milliarden Franken (bei Neubau am bestehenden Standort) erneuert werden. Das kann noch ein bisschen dauern, weil die Entscheidungen über das Wo noch nicht gefallen sind, aber dass es ein neues Universitätsspital geben wird, steht fest. Das Zürcher Stadtspital Triemli will 2015 den Neubau, für den die Stimmbürger einen Kredit von 290 Millionen Franken gutgeheissen haben, in Betrieb nehmen. Die Liste der Spitalneu- und Umbauten lässt sich beliebig verlängern. Man werfe nur mal einen Blick auf die Referenzliste der Medplan Engineering AG, ein 2004 in Schaffhausen gegründetes Unternehmen, zu dessen Dienstleistungen die «Realisation von Operationssälen und Krankenhausanlagen» gehört. Oder man google auf medizin.ch durch die Spitallandschaft. Überall wird um-, an- und neu gebaut. Wirklich alles nur zum Besten der Patienten? Wenn das Inselspital bis 2020 rund 500 Millionen Franken investiert, sind das rund 70 Millionen Franken im Jahr, die in einem einzigen Spital allein für Bauten ausgegeben werden. Dies entspricht 6140 durchschnittlichen Fallpauschalen für einen stationären Aufenthalt eines Universitätsspitals (11‘400 Franken) bzw. 7368 durchschnittlichen Fallpauschalen (9500 Franken) anderer Spitäler. Um gar 2.8 Milliarden Franken wieder «hereinzuspielen» müssen rund 250‘000 Personen auf den Operationstisch gelegt, an Schläuche angeschlossen oder sonstwie stationär behandelt werden. Und dies für den Neubau eines einzigen Spitals. Kein Wunder ist die Schweiz Weltmeister im Operieren. Aber bei den Spitälern herrschen andere Gesetzmässigkeiten. Da will sich kein Politiker die Finger verbrennen. Man macht lieber ein grosses Geschrei um die Tarife der Apotheker.

http://www.bilanz.ch/machtnetz/machtnetz-von-ole-wiesinger-arzt-auf-umwegen

http://www.nzz.ch/aktuell/zuerich/stadt_region/sind-39-milliarden-franken-viel-1.13422992

http://www.medplan.ch/de/referenz-projekte/laender/europe.php?filter=CH&name=Schweiz

http://www.handelszeitung.ch/politik/fallpauschalen-kampfansage-der-krankenkassen

7. Mai 2013

 

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