Geht es um Medikamentenpreise, stehen die Apotheker meist genauso am Pranger wie die Pharmaindustrie. Zu Unrecht, denn die Preise werden zwischen der Pharmaindustrie und dem Bundesrat ausgehandelt, wie das Treffen zwischen Thomas Cueni, Geschäftsführer Interpharma, Walter Hölzle, Präsident VIPS, und dem Gesundheitsminister Alain Berset vom Freitag augenfällig zeigt. Rund 2500 Medikamente sollen billiger, insgesamt mehr als 720 Millionen Franken eingespart werden. Darauf haben sich die Herren geeinigt. Die Apotheker hatten dazu gar nichts zu sagen, obwohl sie sehr direkt davon betroffen sind. Es ist keineswegs so, dass die Pharmaindustrie die genannten Einsparungen alleine trägt. Etwa 25 Prozent der eingesparten Summe, also rund 180 Millionen Franken, gehen zulasten der Distribution. Daran denkt keiner, der jetzt jubiliert. Jeder hält es für selbstverständlich, dass er dank dem (noch) gut ausgebauten Apothekennetz jederzeit überall in der Schweiz jedes nur denkbare Medikament kaufen kann. Keiner nimmt zur Kenntnis, dass die ständigen Preissenkungen für den Detailhandel existenzbedrohend sind. Ganz im Gegensatz zur Pharmaindustrie. Sie wird den Verlust wegstecken. Krebsmedikamente, Orphan Drugs und ähnliche Produkte werden im Nu wettmachen, was eingespart wurde. Neue Krebsmedikamente kosten schnell einmal bis zu 160‘000 Franken pro Patient und Jahr. Eine Therapie mit einer Orphan Drug kann bis zu 300‘000 Franken pro Patient und Jahr kosten. Solche Medikamente laufen an der Apotheke vorbei, aber der Pharmaindustrie werden sie das Loch, das durch das Zugeständnis an Herrn Berset entsteht, schnell stopfen.
15. April 2013