Am 14. Februar hat die FMH wieder einmal das hohe Lied der SD gesungen. In der Medienmitteilung wird mit den ewig gleichen, alten Argumenten gefochten und Patientenfreundlichkeit vorgegaukelt. Die Medikamentenabgabe in der Arztpraxis sei günstig, sicher und patientenfreundlich. Soso.
- Zum Thema günstig: Wie «günstig» ist es denn, wenn den Patienten auf Teufel komm raus Medikamente verkauft werden, weil der Arzt am selbst bestimmten Umsatz verdient? Da hilft auch der jetzt von der FMH angedienerte Dreh mit dem Zeittarif nicht. Auch damit verdient der Arzt direkt am Medikamentenverkauf. Und solange dies so ist, steht er zumindest unter dem Verdacht, mehr abzugeben als für die Behandlung wirklich nötig ist. Einziger Vorteil für den Arzt: Die Kosten, die er durch den Zusatzverdienst mit dem Medikamentenverkauf generiert, lassen sich mit einem Zeittarif besser verstecken.
- Zum Thema sicher: Wie sicher für die Patienten ist es denn, wenn die Praxis-Assistentin Medikamente abgibt? Wie sicher ist es für die Patienten, wenn niemand die Verschreibung nochmals kontrolliert? (Das nämlich ist die Aufgabe des Apothekers und einer der Kernpunkte der Aufgabenteilung!) Wie sicher ist es für die Patienten, wenn sich der Arzt auf ein paar wenige Medikamente konzentriert, weil er mit einem eingeschränkten Sortiment zu besseren Konditionen einkaufen kann? Wie sicher ist es für die Patienten, wenn sie Einkaufstaschen gefüllt mit Medikamenten in die Hand gedrückt erhalten, aber kaum wissen, welches Medikament wofür gut sein soll? Und auch nicht nachzufragen wagen, weil sie ihrem vielbeschäftigten Arzt nicht die kostbare Zeit stehlen wollen?
- Zum Thema patientenfreundlich: Wie patientenfreundlich ist es, wenn selbst betagte Leute für jedes Medikament in die unter Umständen weit entfernte Arztpraxis fahren müssen, weil ihnen der Arzt kein Rezept gibt? Wie patientenfreundlich ist es, wenn Patienten die Medikation unterbrechen, weil sie es nicht wagen, die Medikamente in der nahe gelegenen Apotheke zu kaufen und lieber ergeben warten bis zum nächsten Arzttermin? Wie patientenfreundlich (und «günstig») ist es, wenn Patienten die Medikamente in der Arztpraxis holen müssen, obwohl sie keine Konsultation benötigen? Wie patientenfreundlich ist es, wenn die Patienten während den Ferien ihres Arztes vor verschlossenen Türen stehen oder dem nächsten SD-Arzt weitergereicht werden und von Pontius zu Pilatus laufen müssen, weil der ja ein anderes Minimalsortiment an Lager hält? Klar, er wird das nicht vorrätige Medikament bei Zur Rose oder einem anderen Ärztelieferanten bestellen. Der Patient darf dann zwei Tage später nochmals antraben. Kundenfreundlich? Aus Sicht der FMH offenbar schon.
Um die Patienten geht es den Ärzten bei der SD nicht. Eigentlich müssten sie doch froh sein, wenn der Apotheker sie entlastet. Die Ärzte jammern doch dauernd, sie seien überlastet, hätten zu wenig Nachwuchs und würden, zumindest die Hausärzte, demnächst aussterben. Nein, die Ärzte wollen sich ihren Zusatzverdienst sichern. Der Patient ist dabei nur Mittel zum Zweck.
Die SD gehört abgeschafft. Sie ist teuer, unverantwortlich und schädlich.
http://www.fmh.ch/files/pdf8/2013_02_14_Medienmitteilung_aerztliche_Medikamentenabgabe_D1.pdf
15. Februar 2013