Die ABDA plant einen bundesweiten Protesttag. Am 28. Februar sollen alle Apotheken eine Stunde lang geschlossen bleiben. Medikamente sollen während des Streiks nur über die Notklappe abgegeben werden. Der Protest richtet sich gegen das Gesundheitsministerium, das den Apothekern per 1. Januar die Einführung einer Notdienstpauschale versprochen, aber dann doch nicht eingeführt hat.
Der geplante Streik scheint aber bei den deutschen Apothekern auf wenig Begeisterung zu stossen. Laut apothekeadhoc.de finden nur gerade 7 Prozent der befragten Apotheker die Aktion sehr gut. Etwa jeder vierte glaubt, die Aktion könne als erster Warnschuss dienen.
Schaut man sich an, wie denn diese Notdienstpauschale aussehen soll, werden die deutschen Apotheker – Streik hin oder her – noch lange warten müssen. Es geht nämlich nicht um einen konkreten Betrag pro Einsatz in der Apotheke. Den gibt es schon. Während des Notdienstes dürfen die Apotheker pro Packung 2.50 Euro verrechnen. Dieser Betrag deckt die Kosten natürlich bei weitem nicht. Die Regierung hat vergangenen Herbst auf Druck der Apotheker beschlossen, insgesamt 120 Millionen Euro zur Abgeltung des Notdienstes bereitzustellen. Davon profitieren sollen insbesondere Landapotheken, weil in ländlichen Regionen nur wenige Besucher kommen und die Kluft zwischen Aufwand und Ertrag besonders gross ist.
Das ist ein schöner Gedanke. Doch es ist überall dasselbe: Es wird zu viel reguliert. Bis man sich einig geworden ist, wer jetzt in welchem Mass von den 120 Millionen Euro etwas abbekommen soll, werden noch viele lange, lange Jahre vergehen.
Warum sollte es dem Bürger nicht zuzumuten sein, aus eigener Tasche einen Zuschlag zu bezahlen, wenn er den Notfalldienst des Apothekers in Anspruch nimmt? Er überlegt sich dann vielleicht etwas besser, ob die Vitamintabletten und der Schwangerschaftstest nicht doch bis zum nächsten Tag warten können. Und der Apotheker kann von Fall zu Fall immer noch entscheiden, ob er den Zuschlag berechnen will oder nicht. Kostendeckend wird’s ohnehin nicht. Wir sollten auch hierzulande aufhören, den Konsumenten einzutrichtern, dass das Gesundheitswesen ein Selbstbedienungsladen ohne Kasse ist.
14. Februar 2013