Unverbesserliche Optimisten fassen zu jedem Jahresbeginn gute Vorsätze, die sie spätestens Mitte Januar vergessen. Andere unverbesserliche Optimisten erstellen Anfang Jahr eine Liste mit Wünschen, die sich im kommenden Jahr erfüllen mögen. Meist sind sie so unrealistisch wie die guten Vorsätze, aber träumen darf man. Hier 13 Wünsche, von denen die Apotheker wohl einmal mehr nur träumen können:
Am 1. November trat der neue FMH-Präsident Jürg Schlup sein Amt an. Unverzüglich wurde er von den Medien zu Interviews eingeladen, in denen die Fragen so freundlich ausfielen, dass der freundliche Berner in aller Ruhe seine vorbereiteten freundlichen Statements abgeben konnte. Wunsch Nummer 1: Der Präsident von Pharmasuisse darf auch mal, und das nicht nur beim Kassensturz (wo es ohnehin nur darum geht, dass der Moderator seine vorgefasste Meinung x Mal wiederholen kann, und der Interviewpartner lediglich als Punching Ball vorgesehen ist), sondern in einer ganz normalen Sendung mit ganz sachlichen Fragen.
Jürg Schlup (ja, schon wieder der, aber es war nun mal er, der sich in den Medien äussern durfte) sagte unter anderem, er wünsche sich für die Ärzte mehr Planungssicherheit. Wenn Vorschriften und Tarife alle paar Wochen änderten und man nie wisse, was komme, dann sei zum Beispiel eine Praxisplanung sehr schwierig. Wie recht der Mann hat! Dasselbe gilt ja auch für die Apotheker. Deshalb Wunsch Nummer 2: Keine Schnellschüsse und keine Bocksprünge mehr. Das Gesundheitswesen bricht nicht zusammen, wenn an einem Gesetz oder an einer Verordnung mal zwei, drei Jahre nicht herumgeschraubt wird.
Schlup (das ist das letzte Zitat von ihm, versprochen) glaubt, dass sich die Diskussion um die Tarife zu einer Diskussion um die Versorgung verschieben wird. Grund dafür sei die Zunahme des Bevölkerungsteils, der ärztliche Behandlung benötige, und der gleichzeitige Mangel an Fachkräften. Da könnte der Mann ebenfalls recht haben. Auf die Pharmazie übertragen, denke man bloss an die Diskussionen über die Lieferengpässe bei bestimmten Medikamenten. Wunsch Nummer 3: Es wäre schön, wenn im Zusammenhang mit Medikamenten nicht immer nur deren angeblich zu hohe Preise mantramässig angeprangert würden, sondern vermehrt deren Nutzen hervorgehoben würde.
Und dazu auch gleich Wunsch Nummer 4: Letzteres sollten vor allem auch die Apotheker selbst tun.
Wunsch Nummer 5: Das Wort sparen kommt im Vokabular der Apotheker nicht mehr vor.
Wunsch Nummer 6: Im Kanton Aargau sind die Stimmbürger gut genug informiert, um sich von den Schalmeienklängen der Ärzte zur Einführung der SD nicht zu erliegen. Der Abstimmungstermin ist auf den 23. September festgesetzt.
Wunsch Nummer 7: Auf der Homepage von Pharmasuisse empfangen den Besucher pointierte standespolitische Statements und selbstbewusste Profilierung des Berufsstandes. Mitteilungen von Swissmedic zu Medikamentenrückrufen sowie Entschuldigungen für ausgebuchte Kurse gehören auf die hinteren Seiten. Wer sich dafür interessiert, findet die Information auch so.
Wunsch Nummer 8: Die Apotheker können die Einsichten in der Politik, die sich da und dort bemerkbar machen, für sich nutzen und erhalten endlich eine ihnen angemessene Stellung in den Versorgungsnetzwerken des Gesundheitswesens.
Wunsch Nummer 9: Neue Dienstleistungen werden adäquat honoriert.
Wunsch Nummer 10: Neue Dienstleistungen sind nicht mit ruinösen Kompromissen erkauft, die jeden Gewinn mit doppeltem Verlust in einem anderen Bereich zunichtemachen.
Wunsch Nummer 11: Politikern und Stimmbürgern wird klar, dass SD und Zusammenarbeit zwischen den beiden Berufsständen sich so gut vertragen wie Feuer und Wasser. Wer Ja zur SD sagt, sagt Nein zu einer vernünftigen Kooperation.
Wunsch Nummer 12: Politikerinnen und Politiker, die sich Gesundheitsexperten nennen, haben mindestens einen Tag in einer öffentlichen Apotheke geschnuppert.
Wunsch Nummer 13: Allen Apothekerinnen, Apothekern und Pharma-Assistentinnen ein trotz aller Unwägbarkeiten erfolgreiches und positives 2013!
4. Januar 2013