«Europäer aus Krisenländern kaufen Schweizer Apotheken leer», dies die Schlagzeile in der Basler Zeitung vom 2. Dezember. Die Rede ist von Griechen, Spaniern, Portugiesen und Engländern, die in hiesigen Apotheken ihre Medikamente kaufen, weil sie in ihren Herkunftsländern nicht mehr verfügbar sind. Grund: Diese Länder werden nicht mehr beliefert, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlen. Interessant. Mit Penetranz (um nicht zu sagen Ignoranz) singen die Schweizer Profisparer das Lied vom tollen Ausland, wo die Medikamentenpreise so wunderbar tief sind. Darum müssen wir es ihnen unbedingt gleich tun und die Preise auf deren Niveau senken. Dass in diesen hochgelobten Tiefpreisländern die Versorgungssicherheit am Boden liegt, davon spricht natürlich keiner. Das stört das ideologische Konzept. Die Damen und Herren Profisparer jammern über die leeren Lager bei Krebsmitteln, Impfstoffen und jetzt auch Ritalin, als bestünde nicht der geringste Zusammenhang zwischen Preisdruck und Lieferqualität. Der Bundesrat will jetzt allen Ernstes auch noch ein Meldesystem einrichten, damit wir in Zukunft wissen, wann ein Medikament knapp wird. Nicht auszudenken, was das für ein bürokratischer Kraftakt wird, und wie soll denn das überhaupt funktionieren? Da melden dann die Medien (denn öffentlich wird eine solche Ankündigung mit Garantie), Medikament X werde knapp. Was passiert wohl? Es wird gehamstert, was das Zeug hält. Und siehe da, das Medikament ist noch schneller ausverkauft. Bald können wir dann die alten Witze aus dem Ostblock hervorholen: Es ist alles staatlich geregelt, nur kaufen kann man nichts mehr.
Bei der Medikamententherapie gilt, dass man Nebenwirkungen nicht blind mit immer neuen Medikamenten bekämpfen soll, sondern als erstes überprüfen muss, ob die ursächliche Therapie (noch) stimmt. Apotheker wissen das. Die Politik offensichtlich nicht.
3. Dezember 2012