Eine Arbeitsgruppe der FMH hat sich mit Verordnungsfehlern bei der Medikamentenabgabe befasst. Resultat: Es passieren offenbar zu viele. Und weil inzwischen jedes Kind weiss, dass man den Medien Zahlen liefern muss (egal ob sie plausibel sind oder nicht, es rechnet ohnehin keiner nach), werden die Todesfälle aufgrund von Medikationsfehlern auf 250 bis 500 beziffert. Es soll an dieser Stelle nicht über diese Zahlen philosophiert werden. Bemerkenswert ist die Arbeit aus anderen Gründen. Die Autoren stellen fest, es mangle bei vielen Ärzten das Bewusstsein für die Fehleranfälligkeit bei der Medikamentenverordnung. Haben wir da nicht im Hinterkopf, die SD sei so unglaublich patientenfreundlich? Hören wir da nicht immer wieder, der Arzt habe den besseren Überblick, wenn er die Medikamente gleich selbst verkaufe? In der Studie klingt es ein bisschen anders. Da werden als Gründe für die mangelhafte Kontrolle Stress am Arbeitsplatz, Hektik, unklare Verantwortlichkeiten, Missverständnisse und eine generell schlechte Kommunikation angeführt.
Na, wenn das so ist, hätten die Apotheker ein geeignetes Antistressprogramm für die geplagten Ärzte: Schaffen wir endlich die SD ab, dann können Apotheker und Ärzte endlich vernünftig zusammenarbeiten. Dann wären die Verantwortlichkeiten geklärt, es gäbe eine zweite Kontrolle einer wirklich kompetenten Stelle (die Praxisassistentin kann man ja wohl – bei allem Respekt für deren Funktion – nicht ernsthaft als solche bezeichnen), man könnte sich in Qualitätszirkeln auf bestimmte Generika einigen (damit nicht jede Abgabestelle wieder ein anderes Generikum abgibt!) und man fände mit Sicherheit einfache Wege, lesbare Rezepte zu übermitteln, sofern das wirklich ein Problem sein sollte. Apotheker können bekanntlich fast jede Ärztekralle entziffern und kennen die Verschreibungsgewohnheiten der Ärzte in ihrem Einzugsgebiet (sofern sie nicht nur alle Schaltjahre mal ein Rezept erhalten).
http://www.saez.ch/docs/saez/2012/44/de/SAEZ-01008.pdf
6. November 2012