Ganz neue Töne erklangen am 21. Oktober in der Sonntagspresse. In der NZZ am Sonntag stand wörtlich: «Der zweitgrösste Hersteller von Grippeimpfstoffen [gemeint ist Novartis] ist mit den Lieferungen im Verzug. Der Fall illustriert, wie eine staatliche Tiefst-Preis-Politik die Versorgungssicherheit gefährden kann.» Gleich zu Beginn des Artikels rechnet dann die Journalistin vor, dass Impfstoffhersteller für einen Grippeimpfstoff gerade mal sechs Euro erhalten, so viel wie bei Starbucks ein grosser Café Latte kostet. Und dies, obwohl einen Impfstoff herzustellen sehr viel mehr Aufwand erfordert. Fazit: Pharmahersteller strecken sich nach der Decke, straffen ihre Produktion, indem sie Standorte konzentrieren und die Produktionsmenge exakt berechnen. Jede Überproduktion bedeutet Verlust. Konsequenz: Läuft dann mal etwas nicht hundertprozentig wie es soll, kommt es zu Engpässen.
Die Preisdrückerei hat ihren Preis, und dies nicht nur bei den Herstellern, auch bei der Versorgung durch die Apotheken. Das sollten sich die Profisparer mal hinter die Ohren schreiben. Wenn Medikamente weniger kosten als ein Brot, ein Kaffee oder ein Schoggistängel, dann stimmt definitiv etwas nicht mehr.
22. Oktober 2012