Im Beobachter vom 14. September werden die Preise für Blutzuckerteststreifen thematisiert. Anlass ist die vom BAG auf 1. Juli 2012 festgesetzte Anhebung der Preisobergrenze für 100 Blutzuckerteststreifen auf 87.60 Franken statt der bisherigen 81 Franken. Das sieht auf den ersten Blick natürlich nach «Skandal» aus. Tatsache ist jedoch, dass das BAG die Preise für eben diese Blutzuckerteststreifen in den vergangenen Jahren so massiv gesenkt hat, dass die Apotheker die Teststreifen entweder mit Verlust verkaufen oder ihre Kunden um eine Zuzahlung bitten mussten. Letzteres kam, wie nicht anders zu erwarten, bei den Konsumenten sehr schlecht an. Die Hersteller der Teststreifen kümmerte es nicht. Sie überliessen die hässlichen Diskussionen mit den Kunden den Apothekern und beharrten auf ihren Ex-Factory-Preisen, die den Apothekern keine Luft zum atmen mehr lassen. Die Apotheker waren somit eingeklemmt zwischen den von der Pharmaindustrie geforderten Preisen und der vom BAG bestimmten Obergrenze. Für die Apotheker war die Situation unhaltbar. «Wir brauchen vernünftige Margen, davon leben wir. Gratis können wir nicht arbeiten», sagt Claus Hysek, Apotheker in Biel und Präsident des IFAK-Vereins, einer Interessengemeinschaft unabhängiger Apotheker. IFAK versuchte, mit den Herstellern eine Lösung zu finden. Doch diese zeigten den Apothekern die kalte Schulter. Sie waren nicht einmal bereit zu einem Gespräch, geschweige denn, dass sie auch nur ein Jota von ihren Ex-Factory-Preisen abgewichen sind.
Um den Apothekern trotzdem eine einigermassen akzeptable Marge zu gewähren, hat nun das BAG reagiert und die Höchstgrenze für die Blutzuckerteststreifen wieder auf 87.60 Franken festgesetzt. Von «Erhöhung» kann allerdings keine Rede sein. Diese 87.60 Franken sind jener Preis, den die MiGel-Kommission ursprünglich vorgeschlagen hatte. Es war der Bundesrat, der glaubte, noch einen draufsetzen zu müssen, die MiGel-Kommission ins Offside stellte und den Höchstpreis auf 81 Franken herunterdrückte! Diesen Entscheid hat das BAG nun korrigiert.
Man kann darüber diskutieren, ob Blutzuckerteststreifen wirklich so teuer sein müssen. Es funktioniert, wie bei jedem Drucker fürs Büro. Die Hersteller werfen einem das Gerät zu Schleuderpreisen hinterher und holen das Geld anschliessend mit den teuren Druckerpatronen wieder herein. Das ist bei den Testgeräten in der Medizin nicht anders.
Es kann aber definitiv nicht sein, dass die Apotheker für die Preispolitik der Hersteller büssen müssen. Sie brauchen eine vernünftige Marge, um ihre Dienstleistungen weiterhin in hoher Qualität erbringen zu können.
18. September 2012