In der Basler Zeitung vom 9. September ist eine gross aufgemachte Geschichte zum Thema Medikamentenabgabe zu finden. Titel: «Im Notfall keine Notfallapotheke». Eine gehbehinderte Frau aus einem Oberbaselbieter Dorf habe an einem Sonntag die Notfallpraxis im Kantonsspital Liestal aufsuchen müssen. Dort gab man ihr ein Rezept für Imazol und Tabletten gegen Gürtelrose. Der diensttuende Hausarzt «konnte ihr die Salbe nicht abgeben, weil sie im Spital nicht verfügbar war», heisst es im Artikel. Daraufhin musste die Frau – die laut Zeitungsbericht von ihrer Tochter chauffiert wurde – nach Basel in die diensttuende Apotheke fahren. Dies empfand die Frau offenbar als Zumutung. Und der Journalist griff die Geschichte natürlich gerne auf.
In einem Kasten zum Artikel wurde dann immerhin erklärt, dass wegen der SD im Kanton Basel Land die Notfallapotheken wenig nachgefragt werden und daher nur zu bestimmten Zeiten verfügbar sind.
Als Apotheker fragt man sich, was diese Geschichte soll. Ein Notfall ist nun mal mit Umständen verbunden. Es ist schon klar, dass jeder dann gerne alles vor der Haustüre haben möchte, wenn es ihm gerade in den Kram passt, sonst aber gerne mitsingt im Chor jener, die alles zu teuer finden. Aber man wundert sich dann doch, dass die Fahrt nach Liestal in die Notfallstation kein Thema ist, die anschliessende Fahrt zur Notfallapotheke aber schon. Und warum konnte eigentlich der diensttuende Hausarzt nur die Salbe nicht abgeben? Obwohl laut dem leitenden Arzt der Notfallstelle im Spital ein Alternativprodukt vorhanden gewesen wäre? Und was ist mit den Tabletten? Die konnte der Hausarzt dann mitgeben oder wie? Und was bitte soll der Titel «Im Notfall keine Notfallapotheke»? Die Patientin hat doch eine gefunden! Mit Verlaub, eine gehbehinderte ältere Frau hätte auch einen Fahrdienst organisieren müssen, wenn die Apotheke nur wenige Kilometer von ihrem Zuhause entfernt gewesen wäre. Warum so ein Aufruhr wegen einigen Kilometern mehr. Man wird den Eindruck nicht los, dass die Geschichte dazu dienen soll, in einem weiteren Kanton den Weg zur uneingeschränkten SD zu ebnen.
11. September