«Zu viele Patienten lehnen Generika ab», titelt 20 Minuten online am 13. August. Obwohl der Selbstbehalt für das Original doppelt so hoch sei, würden sich viele Patienten querlegen, einerseits, weil sie Generika als minderwertige Medikamente betrachten, aber auch aus Bequemlichkeit, Gewohnheit oder Angst vor Veränderung. Wobei mit «viele Patienten» bei weitem nicht die Mehrheit gemeint ist. Laut Gerhard Schilling, Arzt und Vorstand des Verbandes Hausärzte Schweiz, lehnen schätzungsweise zehn bis zwanzig Prozent der Patienten in der Praxis Generika ab. Felix Huber, medizinischer Leiter der Gruppenpraxis Medix, belehrt die Öffentlichkeit mit der Aussage, bei weniger als einem Prozent komme es bei Generika zu echten Unverträglichkeiten, und auch diese seien reine Placeboeffekte (sic!). Ja, was denn nun? Sind es echte Unverträglichkeiten oder Placeboeffekte? Und vielleicht sollten die zitierten Ärzte mal die Kommentare lesen. Da wehren sich etliche Leser dagegen, Generika seien dasselbe wie das Original. Das ist zwar keine wissenschaftliche Feststellung. Aber es zeigt, dass die rein technische Sicht der Dinge nicht die ganze Wahrheit wiedergibt. Wenn Patienten dauernd das Präparat wechseln müssen, weil seit dem letzten Arztbesuch noch ein billigeres Generikum auf dem Markt ist, dann verlieren sie das Vertrauen, und die Compliance ist am Boden. Aber die können wir ja dann mit millionenteuren Kampagnen wieder herzustellen versuchen. Und es ist ja immer bequem, mit der Klage über hohe Medikamentenpreise von den Kosten in allen anderen Bereichen abzulenken.
http://www.20min.ch/finance/news/story/16303349
15. August 2012