Informiert im Gesundheitswesen

Gefährliche Potenzmittel aus dem Internet

Wer Medikamente per Internet bestellt, geht hohe Risiken ein, denn die Wahrscheinlichkeit, dass man Fälschern aufsitzt, ist hoch. Swissmedic geht davon aus, dass jährlich rund 100‘000 Postpakete illegal in die Schweiz geschickt werden. Mit einem Anteil von rund einem Drittel stehen Potenzförderer an erster Stelle der auf diese Weise gekauften Arzneimittel. All dies ist nicht neu. Erschreckend ist, wie leichtgläubig immer noch viele Konsumenten die Versprechungen unbekannter Anbieter für bare Münze nehmen und wie sorglos sie mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen und Dosierungsanweisungen missachten. Dies zeigt die Masterarbeit eines Pharmaziestudenten, die im Schweizerischen Medical Forum publiziert wurde.

Ruth Mosimann, Mitverfasserin der Arbeit und Leiterin Kontrolle illegale Arzneimittel bei Swissmedic, sagt gegenüber dem «Bund», sie stelle fest, dass der Respekt vor Medikamenten allgemein verloren gehe.

Das ist in der Tat eine besorgniserregende Entwicklung. Allzu sehr wundern sollte man sich darüber allerdings nicht. Man kann nicht das Medikament dauernd nur als lästigen Kostenfaktor darstellen und ständig nur darüber reden, dass Medikamente grundsätzlich zu teuer seien, ohne dass dies Folgen hat auf deren Wahrnehmung bei den Konsumenten. Man kann auch nicht hiesige Medikamentenversandhändler trotz Versandhandelsverbot schalten und walten lassen, wie es ihnen beliebt, und gleichzeitig glauben, dass die Konsumenten differenzieren, wenn sie online bestellen. Die Websites sehen schliesslich alle ähnlich aus, und jedem Schweizer ist es inzwischen ins Gehirn eingebrannt, dass «dieselben» Medikamente im Ausland billiger seien.

Interessant ist auch die Tabelle von Swissmedic über die Herkunft illegaler Arzneimittelimporte im Jahr 2011, die in der Arbeit des Pharmaziestudenten aufgeführt ist. Rund 35% der illegalen Importe stammen aus Indien, gefolgt vom restlichen Asien (19.9%), Westeuropa (16.3%), und Osteuropa (13.8%). Das wären ja auch die bevorzugten Länder, aus denen die vielgepriesenen Parallelimporte kommen sollten. Aber da haben die Importeure die Provenienz der Medikamente bestimmt voll im Griff. Oder?

http://www.medicalforum.ch/docs/SMF/2012/19/de/smf-01124.pdf

31. Mai 2012

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