Seit 2010 vergeben die drei Organisationen Evaluative Forschung in der Medizin IEFM, die Schweizerische Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen SQMH und die FMH alljährlich einen Swiss Quality Award. Dieses Jahr haben in der Kategorie «Technologie» den mit 10‘000 Franken dotierten Preis zwei Ärzte für ihre Online-Praxis erhalten. Die Patienten können über ein geschütztes Portal mit ihrem Arzt kommunizieren, z.B. Kommentare zu Laborwerte erfahren oder Fragen stellen. Ausserdem haben sie Zugriff auf vordefinierte Bereiche ihrer Krankengeschichte, wie verabreichte Medikamente und Allergien. Laut den Entwicklern dieser Online-Praxis spart das System Zeit und Geld. Patienten müssen für einfachen Informationsaustausch nicht mehr eigens in die Praxis kommen, und der Arzt kann die Fragen zeit- und ortsunabhängig bearbeiten.
Solche Modelle dürften durchaus Zukunft haben. Es ist nicht einzusehen, weshalb Patienten lange Anfahrtszeiten, mühsame Parkplatzsuche und den nervigen Zwangsaufenthalt im Wartezimmer auf sich nehmen sollten, nur um sich dann innerhalb zwei Minuten vom Arzt mitteilen zu lassen, dass alle Laborwerte im grünen Bereich sind. Ob mit der Online-Praxis Kosten gespart werden können, wird sich zeigen. Patienten könnten versucht sein, jede Darmgasbewegung mit ihrem Arzt zu «besprechen». Da müssen sich die Ärzte mit Online-Praxis vielleicht noch etwas einfallen lassen. Schön wäre es zudem, wenn sie mit den Apothekern zusammenarbeiten würden. Es wäre ja durchaus denkbar, dass Fragen zu Medikamenten vom Apotheker beantwortet werden, und auch bei anderen Fragen, die nicht zwingend ein Arzt beantworten muss, könnte der Apotheker den Hausarzt entlasten.
Aber eben, solange die SD in weiten Teilen der Schweiz eine vernünftige Kooperation zwischen Arzt und Apotheker verhindert, bleiben solche Zusammenarbeitsmodelle so unerreichbar wie der Mars.
http://www.fmh.ch/sqa/swiss_quality_award/gewinner.html
18. Mai 2012