Informiert im Gesundheitswesen

SD heisst jetzt DMA

Haben Sie es schon bemerkt, die Ärzte reden seit neuestem von DMA, direkter Medikamentenabgabe, wenn sie die SD, Selbstdispensation meinen. Der Zweck solcher Umbenennungen ist bekannt. Man hat ein Thema schon so oft durchgekaut, dass jeder händeringend das Weite sucht, wenn er nur schon das Wort hört. Also gibt man dem Kind einen neuen, möglichst unverfänglichen Namen, und macht weiter, in der Hoffnung, niemand merke, dass immer noch dasselbe hässliche Kind im Wagen liegt. Die Argumentations-Pirouetten, welche die Anhänger der SD in jüngster Zeit drehen, um ihr Zusatzeinkommen zu verteidigen, bzw. auszubauen (siehe Kanton Zürich, Kanton Aargau u.a.), werden allerdings immer abenteuerlicher. Minutiös wird darum herum gedröselt, ob die 72‘000 Franken Reingewinn, die ein SD-Arzt durchschnittlich mit dem Verkauf von Medikamenten herausholt, nun lediglich ein «Zustupf» oder unerlässlicher Teil des Einkommens sei. So oder so wird der Medikamentenverkauf vom Arzt direkt an den Patienten fast schon zum heiligen Akt hochstilisiert.

Äxgüsi, aber wir sprechen von 72‘000 Franken Reingewinn. Eine durchschnittliche öffentliche Apotheke erzielt eine Bruttomarge von 26%. Davon müssen Miete, Löhne, Infrastruktur etc. bezahlt werden. Nehmen wir grosszügig an, dem Apotheker bleibe 10% des Umsatzes als Reingewinn. Legen wir ebenso grosszügig denselben Massstab auf den durchschnittlich erzielten Reingewinn aus dem Medikamentenverkauf eines SD-Arztes an (der seine Miete, Löhne etc. nicht ausschliesslich aus dem Verkauf von Medikamenten bestreiten muss und bei weitem nicht dieselbe aufwendige Infrastruktur unterhalten muss wie die öffentliche Apotheke). Dann hiesse dies, dass ein SD-Arzt jährlich für 720‘000 Franken Medikamente verkauft. Nun, das mögen wir keinem unterstellen. Aber auch wenn es «nur» 500‘000 Franken sind und ein Arzt 300 Tage im Jahr voll arbeitet (was bei allem Respekt vor dem ärztlichen Fleiss sehr hoch gegriffen ist), verkauft er immer noch täglich für fast 1700 Franken Medikamente.

Jeder mache sich seine eigenen Gedanken über die wirtschaftliche Neutralität und finanzielle Unabhängigkeit des Medikamentenverkaufs in der Arztpraxis, ob der Akt nun SD oder DMA heisst.

18. April 2012

 

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