Informiert im Gesundheitswesen

Zur Rose nimmt Patienten in den Griff

Erinnern Sie sich an die Einführung des e-Banking? Die Early Adopters erhielten für jeden Zahlungsauftrag, den sie selbst ins System tippten, ein paar Rappen vergütet. Damit war natürlich sofort Schluss, als genügend Bankkunden auf e-Banking umgestiegen waren. Der Trick ist nicht neu. Man kennt ihn von zahlreichen anderen Angeboten auch. Auch im Gesundheitswesen fasst er offenbar Fuss. In seiner Medienmitteilung vom 5. März preist der Versandhändler Zur Rose seine neue Dienstleistung Pflegedienst Home Care an. «Diplomierte Pflegefachfrauen unterstützen Patientinnen und Patienten mit den erwähnten Krankheitsbildern [multiple Sklerose, Morbus Fabry, Hepatitis C] bei der entsprechenden Medikation. Der Service reicht von therapeutischen Grundinstruktionen für Patienten und Angehörige über Einführung und Support bei Selbstapplikation und Durchführung von Infusions- und Injektionstherapien bis hin zum Nebenwirkungsmanagement und der Entlastung von administrativen Aufgaben wie Telefonaten oder Korrespondenz mit Ärzten und Krankenversicherern», heisst es in dem Schreiben. Rund-um-die-Uhr-Service von stets derselben Pflegefachfrau wird versprochen, und dies «am von ihnen gewünschten Ort in der Schweiz, auch in den Ferien». Was das kostet? Hier die Antwort von Zur Rose: «Home Care ist kostenlos, vorausgesetzt die Medikamente werden bei der Versandapotheke Zur Rose bezogen.» O-Ton von Zur Rose-CEO Walter Oberhänsli: «Wir haben das Angebot voll und ganz auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten beim Thema Medikation ausgerichtet.»

 

Das Angebot ist innovativ, kein Zweifel. Sicher entspricht es auch einem Bedürfnis schwer kranker Patienten, dass sie rundum von stets derselben Person betreut werden. Sauberer wäre aber eine transparente Verrechnung der Kosten. Pflegepersonal, das auch noch in die Ferien nachreist, ist nicht gratis. Interessant in diesem Zusammenhang wäre zu wissen, wie die «Entlastung von administrativen Aufgaben» im Kontakt mit den Ärzten aussieht. Es liegt auf der Hand, dass Zur Rose die Kosten für den Pflegeservice über den Umsatz mit Medikamenten deckt. Wie unabhängig kann die Medikation angesichts dieser Verbindungen noch sein? Bekommt der verschreibende Arzt einen Kick-back? Und was passiert, wenn es ein Patient wagt, doch einmal ein Medikament aus einer öffentlichen Apotheke zu beziehen? Massregelt ihn dann die Pflegefachfrau von Zur Rose mit erhobenem Finger und meldet den Verstoss in die Zentrale? Flattert dem Patienten daraufhin eine saftige Rechnung ins Haus?

MM_Zur_Rose_5.3.2012

7. März 2012

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