In den USA musste dieser Tage ein Krebspräparat aus dem Ausland importiert werden, weil im Werk in den USA Produktionsprobleme bzw. laut anderen Quellen die Schliessung eines Werks einen Lieferengpass provozierte. Im Jahr 2011 verzeichnete die USA rund 220 solcher Engpässe, ein Drittel mehr als im Jahr davor. Begründet wird diese missliche Situation mit den hohen Sicherheitsanforderungen insbesondere für intravenöse Medikamente, aber auch mit der Konzentration der Standorte wegen des Wettbewerbsdrucks. Weiter werden Lieferprobleme von Rohstoffen aus China und Indien angeführt als Grund, warum plötzlich die Maschinen stillstehen. In den USA wurde der Lieferengpass durch Importe und ähnliche Produkte anderer Hersteller ausgeglichen. Auch Generikafirmen fuhren ihre Produktion hoch. Problemlos sind solche Aktionen nicht. Laut FDA verknappen Zwischenhändler den Nachschub auch mal künstlich, um den Preis hochtreiben zu können.
Vor diesem Hintergrund müssten sich manche Profisparer hierzulande vielleicht auch einmal ein paar Gedanken machen. Es mag PR-technisch vorteilhaft sein, wenn man die Medikamentenpreise dauernd noch ein bisschen weiter senkt. Man kann auch immer wieder schreien, im Ausland sei alles billiger und man sollte doch besser alles von dort (parallel-)importieren. Nur sollte man dann auch die Konsequenzen tragen. Wenn man die Industrie zwingt, Produktionsstandorte so zu konzentrieren, dass am Schluss nur noch ein paar grosse Werke in Billiglohnländern in Frage kommen, muss man damit leben, dass man sich von politisch instabilen Ländern und von undurchschaubaren Graumärkten abhängig macht. Oder sich Fälschern ausliefert, wie der jüngste Fall von gefälschtem Avastin zeigt. Die kennen keine Skrupel und springen im Fall eines Lieferengpasses sicher gerne ein.
23. Februar 2012