Kürzlich implantierte ein belgisches Ärzteteam einer 83-jährigen Patientin, die an einer chronischen Knocheninfektion litt, einen Unterkieferknochen. Das Besondere am Implantat war, dass es mit einem 3D-Drucker hergestellt wurde. Ein Laser trug Schicht um Schicht Titanpuder auf, bis der Knochen zusammengebaut war. Die Operation dauerte vier Stunden, vier Mal weniger lang als mit einer herkömmlichen Operationstechnik. Ausserdem konnte die Frau bereits am nächsten Tag wieder schlucken und wurde nach vier Tagen nach Hause entlassen. In einem nächsten Schritt erhält sie eine Zahnbrücke, auf der schliesslich dritte Zähne befestigt werden.
3D-Drucker sind im Prototypenbau bereits im Einsatz. Sie eröffnen auch auf anderen Gebieten völlig neue Möglichkeiten. In Zukunft kann jeder auch zu Hause dreidimensionale Gegenstände drucken. Dies wird das Verhalten der Konsumenten beeinflussen und Auswirkungen auf den Handel haben. Auch im Bereich Pharmazie werden die neuen technischen Entwicklungen zum Einsatz kommen. Smart Pills, Tabletten mit einem darin integrierten Chip zum Beispiel. Eine solche Tablette ist fälschungssicher und nachverfolgbar und kann zur Überwachung der Compliance der Patienten dienen. Oder man bestückt die Blister mit einem Sensor, der ein Signal an die Apotheke sendet, sobald eine Tablette herausgedrückt wird.
Ob man als Patient darüber begeistert sein soll, derart überwacht zu werden, steht auf einem anderen Blatt. Aber man darf nicht immer nur die Vorteile des Bisherigen mit den Nachteilen des Zukünftigen vergleichen. Es kann ja auch eine völlig neue Kundenbindung daraus entstehen, wenn der Patient über die Datenübermittlung zum Beispiel mit seiner Apotheke verbunden ist. Und warum sollte nicht dereinst auch eine massgeschneiderte Tablette aus einem 3D-Drucker kommen? Das wäre das Revival der guten alten Rezeptur auf eine völlig neue Art. Wohl nicht das Schlechteste, was den Apothekern passieren könnte. Vorausgesetzt allerdings, sie steigen rechtzeitig ein und stecken ihr Revier ab. Man kann sich mit Fug und Recht fragen, ob die Compliance-Daten aus den Smart Pills an den verschreibenden Arzt übermittelt werden sollten. Die Bevölkerung altert bekanntlich. Ältere Personen sind oft multimorbid und gehen zu verschiedenen Ärzten, aber meist immer in dieselbe Apotheke. Dort müssen die Compliance-Fäden zusammenlaufen. Und es wird keine Managed Care geben ohne IT.
http://www.dentwise.eu/en/gallery/dentwise-bridges-examples
http://www.slideshare.net/zaki78/ersnt-young-pharma-30-business-model
14. Februar 2012