Die Zürcher Ärzte erklären den Apothekern offen den Krieg. Dies, weil die SD im Kanton Zürich definitiv nicht auf 1. Januar 2012 flächendeckend eingeführt werden kann. Drei Apotheker haben gegen den Entscheid des Gesundheitsdirektors beim Verwaltungsgericht rekurriert. 3-min.info berichtete bereits mehrfach darüber. Daraufhin verlangte die Zürcher Regierung die Aufhebung der aufschiebenden Wirkung des Rekurses. Nun hat das Verwaltungsgericht diesen Antrag zurückgewiesen. Bis das Gericht in der Sache entschieden hat, dürfen im Kanton Zürich deshalb keine Bewilligungen zur Führung von Privatapotheken an Ärzte abgegeben werden. Die 500 Ärzte (rund 100 in Winterthur, rund 400 in der Stadt Zürich), die bereits ein Gesuch für die SD eingereicht haben, werden also noch einige Zeit auf ihren Zusatzverdienst warten müssen. Offen droht nun Urs Stoffel, Präsident der kantonalen Ärztegesellschaft, den Apothekern. Gegenüber dem Landboten vom 7. Dezember sagte er, die Zürcher Ärzte behielten sich vor, eine Ausweitung des Pflichtenhefts der Apotheker «mit juristischen und demokratischen Mitteln kompromisslos zu bekämpfen». Man werde zum Beispiel die Patienten vermehrt auf den Versandhandel verweisen, um die Apotheke zu umgehen, und auch Impfprogramme in der Apotheke und ähnliche Dienstleistungen würden die Ärzte mit allen Mitteln bekämpfen.
Diese unverhohlene Kriegserklärung an die Apotheker zeigt deutlich, was seit Jahrzehnten abläuft: Solange die Politik nicht endlich eine klare Trennung der Aufgaben zwischen Arzt und Apotheker vornimmt und die SD auf ein Minimum einschränkt, scheitern alle Bemühungen zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit. In einem solch vergifteten Klima werden sich Ärzte und Apotheker weder für Qualitätszirkel zusammensetzen noch im Rahmen von Managed Care vernünftig zusammenarbeiten können. Es rächt sich, dass die meisten Politiker das Thema SD wie eine lästige Fliege wegwedeln und als internen Knatsch zwischen zwei Berufsgruppen belächeln bzw. sich nicht an das Thema wagen, weil die Ärztelobby wesentlich mächtiger ist als jene der Apotheker.
12. Dezember 2012