Informiert im Gesundheitswesen

Die FMH arbeitet seit 2007 an einem SD-Modell

In der Ärztezeitung vom 16. November lässt Ernst Gähler, Vizepräsident der FMH keinen Zweifel daran, dass die Ärzte den Verkauf von Medikamenten vorantreiben wollen. Der Bundesgerichtsentscheid im Fall des Kantons Zürich [Ablehnung eines Rekurses der Apotheker, 3-min.info berichtete bereits mehrmals darüber] habe die SD «massiv gestärkt», schreibt er in seinem Editorial. Die FMH arbeite seit 2007 an einem SD-Modell. «Die Margen dürfen darin keine Rolle mehr spielen, die Medikamentenabgabe erfolgt über eine ärztliche Leistung, und eine Abgeltung der Lagerlogistik über eine technische Leistungskomponente im TARMED-Tarif». Die Stossrichtung ist deutlich: Man lässt die Umsätze, die mit dem Verkauf von Medikamenten erzielt werden, im allgemeinen Tarifsalat verschwinden, und schon ist man reingewaschen. Die Bäume wachsen zwar nicht in den Himmel, denn auch Ärzte können nicht mehr beliebig Umsatz bolzen, sonst klopfen ihnen die Krankenkassen irgendwann auf die Finger. Aber es ist allemal ein locker erzieltes Zusatzeinkommen. Man drückt einfach jedem Patienten noch ein paar Medikamente in die Hand, und schon hat man wieder ein paar Taxpunkte auf dem Konto. Und dass Patienten Medikamente aus der Hand des Arztes zurückweisen, das glaube, wer will. Die vielzitierte «Wahlfreiheit beim Medikamentenbezug» jedenfalls gibt es dabei nicht. Erstens weil kein Patient annimmt, dass ihn der Arzt seines Vertrauens als willkommene zusätzliche Einnahmequelle ausnützt. Zweitens weil es vermeintlich praktisch ist – zumindest solange der Patient nicht anrennt, weil die Medikamentenverkaufsstelle des Arztes wegen Ferien, Feiertagen und Feierabend geschlossen ist. Drittens weil kein Patient es wagen wird, sich mit seinem Arzt anzulegen, selbst wenn ihn angesichts der Medikamentenberge ein mulmiges Gefühl beschleicht. Lieber lässt er die Packungen zu Hause im Schrank ihrem Ablaufdatum entgegen dämmern. Man kann ja dann alle paar Jahre einen Abfallsack voll abgelaufener Medikamente gratis in der öffentlichen Apotheke entsorgen. Die Diskussion um die Tonnen von Medikamentenabfall lässt grüssen.

http://www.saez.ch/pdf_d/2011/2011-46/2011-46-1030.PDF

21. November 2011

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