Vor zwanzig Jahren gründete eine Handvoll Apotheker einen Verein mit dem Ziel, unabhängig vom Berufsverband mit den Krankenkassen abzurechnen. Heute ist der IFAK genannte Verein eine schlagkräftige Interessengemeinschaft, die immer wieder heisse Eisen anpackt, erfolgreich Lösungen anbietet und nicht selten gegen Missstände kämpft, die zu beseitigen eigentlich Aufgabe des Berufsverbands wäre. Am 25. Oktober feierte IFAK mit rund hundert Gästen aus Offizin, Industrie und Verbänden sein 20-Jahre-Jubiläum.
Die Gäste trafen sich in Bern, wo sie nach einem Empfangsapéro im Novotel mit dem Postauto Richtung Stadt gefahren wurden. Ziel war das Bundeshaus. Aufgeteilt in zwei Gruppen wurden die Jubiläumsgäste unter kundiger Führung durch die heiligen Hallen der Schweizer Politik geführt und am Schluss trafen sich alle Nationalratssaal, wo IFAK-Präsident Claus Hysek vom Rednerpult aus eine Ansprache hielt. Dass er in einem so aussergewöhnlichen Rahmen zu seinen Gästen sprechen durfte, beflügelte ihn sichtlich. «Wozu braucht es einen Verein wie IFAK, wo wir doch den Schweizerischen Apothekerverband Pharmasuisse mit einem Jahresbudget von 14 Millionen Franken haben?», fragte er. «Kann IFAK, dessen Jahresbudget gerade mal dem Betrag entspricht, den Pharmasuisse in fünf Tagen verschlingt, überhaupt etwas bewirken?» Ja, rief Hysek in den Saal, denn IFAK könne als unabhängiger Verein losgelöst von politischen Rücksichtnahmen argumentieren und auftreten. Die Apotheker müssten sich wehren, wenn ihnen immer wieder die Marge gekürzt werde, Ärzte trotz SD-Verbot ungeniert Medikamente verkaufen, Krankenkassen Rechnungen aus illegaler SD ohne mit der Wimper zu zucken bezahlen, die Apotheke Zur Rose trotz Versandhandelsverbot für rezeptfreie Medikamente völlig unbehelligt mit einer breit angelegten Werbekampagne für den Online-Kauf rezeptfreier Medikamente wirbt, die Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, eine vom Bund subventionierte Institution notabene, dem illegalen Onlinehandel auch noch öffentlich applaudiert, und wenn widersinnige Gesetze geschaffen werden, die Grossunternehmen schützen, aber jedem KMU die Luft zum Atmen abschnüren. Zum Beispiel die irrwitzigen Vorschriften, wie eine Flasche mit 50 ml Fleckenbenzin etikettiert werden und was alles auf der Preisetikette eines simplen Deodorants oder Pfefferminztees stehen muss. Fehlt auch nur ein Komma, wird der Apotheker gnadenlos gebüsst.
«Glauben Sie, dass Ihnen Pharmasuisse in dieser Situation helfen würde? Oder Ihnen überhaupt helfen könnte?», rief Hysek in den Saal und forderte die Apotheker auf, IFAK-Mitglied zu werden, um sich gemeinsam und wirkungsvoll zu wehren.
Den Abend verbrachte die Festgesellschaft im Stade de Suisse. Dort nutzte Hysek die Gelegenheit, auf die Erfolge von IFAK einzugehen. Der Verein habe bewirkt, dass die Apotheker heute nicht gezwungen sind, ihre Krankenkassenabrechnung über ein Monopol abrechnen zu müssen, sondern die frei Wahl haben, sich der unabhängigen IFAK anzuschliessen.
Erst kürzlich habe IFAK beim BAG erreicht, dass Preisänderungen nicht mehr rückwirkend festgesetzt werden, eine unerträgliche Situation für jedes Unternehmen. Aber es brauchte die Intervention von IFAK, bis man beim Bund einsah, welche wirtschaftliche Konsequenzen solche rückwirkenden Preisänderungen haben.
Aktuell ist IFAK auch betreffend der unhaltbaren Situation bei den Preisen für Blutzuckermessgeräte und Blutzuckermessstäbchen aktiv. Sie deckte auf, dass der Entscheid für die massive Senkung des Publikumspreises im vergangenen Jahr völlig willkürlich erfolgte, und hat nun einen Antrag auf Preiserhöhung gestellt.
Als grössten Erfolg der IFAK nannte Hysek die Petition für den Import von Medikamenten aus dem Ausland, und dass alle vorgesehenen Preisänderungen drei bis vier Monate vor dem Inkrafttreten veröffentlicht werden, sei ebenfalls dank Intervention von IFAK institutionalisiert worden. Noch vor wenigen Jahren mussten es Apotheker hinnehmen, dass die vom Bund befohlenen Preissenkungen so kurzfristig bekanntgegeben wurden, dass keinerlei Anpassung des Lagers möglich gewesen war.
Mit einem «Vive la pharmacie, vive l’IFAK!» leitete Hysek zum gemütlichen Teil des Abends über.
27. Oktober 2011