In der Berner Zeitung online vom 23. August erhält das telemedizinische Zentrum Medgate eine prominente PR-Plattform. «Europas grösstes telemedizinisches Zentrum» beschäftigt 60 Ärztinnen und Ärzte, 50 telemedizinische Assistentinnen und 60 Callcenter-Agents. Letztere nehmen die Anrufe entgegen und die Personalien auf und fragen nach dem Grund des Anrufs, worauf sie den Anrufer in die Warteschlaufe leiten. Nächste Station ist eine Praxis-Assistentin, die Fragen zum Anliegen stellt, die Dringlichkeit beurteilt und den Fall schliesslich eine Ärztin oder einen Arzt weiterleitet. Für Pharmazeuten keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Interessant sind die Statements der Mitarbeiterinnen. Eine Praxisassistentin sagt: «Ich lerne hier unheimlich viel.» Sie sagt aber auch: «Wenn um fünf Uhr Schluss ist, dann ist meistens um fünf Uhr auch Schluss, weil dann Schichtwechsel ist.» Ganz ähnlich klingt die Aussage einer der Ärztinnen. Sie ist dreifache Mutter und lobt ihren Arbeitsplatz, weil er «gerade für teilzeitbeschäftigte Ärztinnen ideale Arbeitsbedingungen bieten kann». Und sie habe den gleichen Verdienst, wie wenn sie in einem Spital arbeiten würde.
Nachvollziehbare, verständliche Gründe, keine Frage. Im Zusammenhang mit der starken Feminisierung des Arztberufs, dem generellen Mangel an Ärzten, der sinkenden wirtschaftlichen Attraktivität von Berufen des Gesundheitswesens und der abnehmenden gesellschaftlichen Bereitschaft, unregelmässige Arbeitszeiten auf sich zu nehmen, jedoch eine Entwicklung, die nichts Gutes ahnen lässt für die medizinische Versorgung der Zukunft.
Randbemerkung: Die letzte Medienmitteilung, die auf der Website von Medgate zu finden ist, datiert vom 11.11.2009. Entweder hat das Unternehmen seither nichts mehr zu vermelden oder es hat seinen Webmaster wegrationalisiert. Oder offenbar auch so einen guten Draht zu den Medien.
http://www.bernerzeitung.ch/region/Schmerzen-Sags-doch-schnell-per-Telefon/story/11867215
24. August 2011
