Am 3. Juni beschwerte sich im Seetaler Boten ein Leserbriefschreiber über seinen Hausarzt in Hochdorf. Dieser habe ihm eröffnet, «dass er möchte, dass ich die vom Herzspezialisten verordneten Medikamente künftig bei ihm kaufe. Er wolle nicht, dass ich diese andersweitig beziehe, was ich aber eher als schlechten Witz verstand. Bei der kürzlich erfolgten Visite eröffnete mir Herr XXX [Name im Leserbrief genannt] glasklar: Entweder bestelle ich die Medikamente sofort bei ihm, oder er behandle mich nicht mehr. Ich sei für ihn als Patient unrentabel, er lege bei mir drauf und mit solchen Patienten könne er ein Dreierteam in seiner Praxis nicht finanzieren.»
Die Redaktion des Seetaler Boten legte den Leserbrief dem genannten Arzt vor. Die Replik wurde von zehn Ärzten aus der Gegend unterzeichnet und wurde zusammen mit dem Leserbrief veröffentlicht. Der Verdienst aus dem Medikamentenverkauf sei nicht ein Zusatzeinkommen, heisst es darin, sondern ein mit den Krankenkassen ausgehandelter Teil des Arzt-Gesamteinkommens. Der Verdienst an den abgegebenen Medikamenten sei in den letzten Jahren konstant gesunken [was sollen denn da die Apotheker sagen, und für die ist das Einkommen aus dem Medikamentenverkauf die Lebensgrundlage!]. Und zum Schluss heisst es wörtlich: «Wer seine Medikamente nicht bei seinem Hausarzt/bei seiner Hausärztin bezieht, der fügt – bewusst oder unbewusst – der Hausarztmedizin Schaden zu. Es ist jedem Hausarzt/jeder Hausärztin freigestellt, die Betreuung von Patienten, welche die Medikamente anderswo beziehen, abzulehnen.»
Wie war das doch gleich mit den Ärztekollegen zum Beispiel im Kanton Zürich und Aargau? Da wurden und werden die Stimmbürger mit dem Slogan «Wahlfreiheit beim Medikamentenbezug» geködert, damit sie der Einführung der SD zustimmen. Wie diese Wahlfreiheit im Klartext dann wohl aussieht, kann man bei den Luzerner Ärzten nachlesen!
Der Leserbrief und die vollständige Antwort der Ärzte können unter dem Titel «Armer Hausarzt?!» auf der Website des Seetaler Boten nachgelesen werden (man muss ein bisschen nach unten scrollen):
http://www.seetalerbote.ch/leserbriefe.html
8. Juli 2011