Didier Burkhalter denkt darüber nach, das deutsche Festbetragssystem für Medikamente zu übernehmen. Das würde bedeuten, dass die Krankenkassen nur noch einen festen Betrag für ein Medikament einer bestimmten Wirkstoffklasse vergütet, der sich – wie könnte es anders sein – am billigsten Produkt orientiert. Wer ein anderes Produkt braucht oder will, muss den Aufpreis selbst bezahlen. Im Klartext: Das billigste Produkt einer Substanzklasse hat das Monopol, denn jedes andere Produkt wird wohl von den meisten Patienten aus persönlicher Sparsamkeit oder aus finanzieller Notwendigkeit gemieden. Will eine Pharmafirma also nicht vollständig vom Markt gedrängt werden, ist sie gezwungen, den Preis auf Tiefstniveau zu senken. Bei solchen Aussichten beginnen natürlich bei Preisüberwacher, Politikern, Kassensturzleuten und Konsumentenschützern die Augen zu leuchten. Sie zücken die Taschenrechner und addieren die Millionen, die sie vom Schreibtisch aus sparen können. Da keiner der Damen und Herren weiter als bis zur nächsten Wahl denkt, wollen sie nicht wahrhaben, was sie mit solchen staatlichen Eingriffen provozieren. Hier nur ein Beispiel aus dem deutschen Alltag, nachzulesen auf der Website des deutschen Apothekerverbands ABDA:
Nach einer Organtransplantation werden Patienten gezwungen, gemäss Rabattvertrag irgendein Generikum von einem Immunsuppressivum einzunehmen, auch wenn sie es nicht vertragen. Oder sie müssen wegen der unterschiedlichen Bioverfügbarkeit zu dem vom Arzt verschriebenen Präparat, auf das sie eingestellt sind, das Risiko einer Überdosierung (Nebenwirkungen) oder Unterdosierung (Gefahr der Organabstossung) auf sich nehmen.
17. Juni 2011