Vielleicht erübrigt sich die Patientenkarte, noch bevor sie sich durch die Mühlen von Politik und Administration gequält hat. Es zeichnet sich ab, dass ohnehin bald jeder seine persönlichen Gesundheitsparameter wie seine Agenda und den SBB-Fahrplan auf dem Handy gespeichert hat. Bereits gibt es diverse Apps, mit denen sich Blutdruck, Gewicht und Schlaf überwachen lassen. Withings.com zum Beispiel bietet sowohl eine Waage wie ein Blutdruckmessgerät an, die sich direkt an iPhone, iPad oder iPod anschliessen lassen. Die Werte werden bei jeder Messung gespeichert, sind jederzeit abrufbar und werden auch grafisch dargestellt. Das App verwaltet Daten zu Gewicht, Fettmasse, Blutdruck und Herzfrequenz, vergleicht sie mit den Richtvorgaben des Arztes und erlaubt die Übermittlung an den Arzt. Das App heisst WiScale und kann gratis heruntergeladen werden. Waage und Blutdruckmessgerät sind über Online-Shops erhältlich.
Eine interessante Anwendung ist auch Wakemate (www.wakemate.com). Ein in ein gepolstertes Armband eingefügtes Gerät misst mittels so genannter Actigraphie die Bewegungen während des Schlafs und übermittelt die Messungen über Bluetooth auf das Handy. Die Weckzeit wird vor dem Schlafengehen über einen Zeitraum von rund 20 Minuten eingestellt. Das Handy weckt den Schläfer innerhalb dieser Spanne zum optimalen Zeitpunkt. Sobald man den Wecker morgens abstellt, werden die Schlafdaten abgespeichert und können am Computer abgerufen werden. Sie geben Auskunft über Schlafzeit, Wachphasen und Qualität des Schlafes. Die Messungen werden mit allen Personen, die das Programm ebenfalls nutzen, verglichen. Man kann seinen Schlaf also ungefähr einordnen, allerdings wohl mit der Einschränkung an Aussagekraft, dass vor allem Leute den Wakemate kaufen, die Schlafprobleme haben.
Manche solcher Applikationen mögen Spielereien oder auch Geschäftemachereien sein. Dennoch ist diese Entwicklung ernst zu nehmen. Wir kaufen das SBB-Billett per Handy, und das Billett besteht nur noch aus einem Hologramm. Warum sollten wir nicht in Zukunft einem Arzt Einblick in unsere Gesundheitsdaten geben und uns auf dieselbe Weise gleich auch noch darüber ausweisen, bei welcher Krankenkasse wir versichert sind und dass wir die Prämien bezahlt haben.
26. Mai 2011