Wer in den USA Medikamente verkaufen will, muss sich von der FDA kontrollieren lassen. Wenn deren Inspektoren einfahren, geht es zur Sache. Sie wühlen sich durch sämtliche Schriftstücke, sperbern durch die Labors und nehmen Mitarbeiter in die Mangel. Am Schluss schultern sie ganze Kisten von Akten, um sie in ihren Büros in den USA unter die Lupe zu nehmen. Kürzlich dürften auch beim indischen Generikahersteller Ranbaxy bei dem einen oder anderen Angestellten die Hosenbeine geschlottert haben. Schockiert über die Missachtung von Produktionsstandards seien die FDA-Inspektoren gewesen, heisst es im Tages-Anzeiger vom 7. Mai. Resultat: Die FDA verfügte ein Importverbot von 30 Medikamenten von Ranbaxy. Und dies kurz nachdem sich Pfizer und Ranbaxy geeinigt hatten, dass letztere am 30. November 2011 ihr Nachahmerprodukt von Lipitor auf den amerikanische Markt bringen durfte. Eine Kopie, die ausgerechnet in einem der bemängelten Werke hätte aus dem Pillenkessel kullern sollen.
Gerichtliche Auseinandersetzungen mit Generikaherstellern sind nichts Neues. Immer wenn ein Blockbuster seinen Patentschutz verliert, wehrt sich das Herstellerunternehmen des Originals verständlicherweise für seine Umsätze. Darüber muss sich der Normalbürger den Kopf nicht zerbrechen. Das gehört zum Geschäft.
Was uns aber zu denken geben sollte, ist die offensichtliche Unmöglichkeit, in allen Ländern dieselben Qualitätsstandards erwarten zu können. Die unermüdliche Forderung, Medikamente, egal woher, Hauptsache billig, einzukaufen, ist blauäugig. Erst recht wenn es um Parallelimporte geht. Man glaube nicht, dass Swissmedic in derselben Weise in einem ausländischen Unternehmen einfahren könnte wie die Amerikaner, selbst wenn sie wollte und die Ressourcen dazu hätte. Man glaube ebenfalls nicht, dass ein Parallelimporteur jederzeit unter Kontrolle hat, woher seine Ware stammt.
11. Mai 2011