Informiert im Gesundheitswesen

Aargauer Ärzte reichen Initiative pro SD ein

Am 12. April reichten die Aargauer Ärzte 7831 Unterschriften ein, die sie ihren Patienten in Rekordzeit für ihre Initiative «Ja zur ärztlichen Medikamentenabgabe» abgenommen haben. Die Mär von der freien Entscheidung des Patienten, wo er seine Medikamente beziehen will, soll den Stimmbürgern nun auch im Kanton Aargau aufgetischt und die bisher verbotene SD eingeführt werden. Man kann es nicht genügend oft wiederholen: Wer in der Unterhose vor seinem Arzt steht und Angst hat vor der Spritze oder einer unangenehmen Untersuchung, wird sich nie und nimmer mit seinem Arzt anlegen und es wagen, ein Rezept zu verlangen, selbst wenn er dies wollte. Von freier Entscheidung des Patienten kann keine Rede sein.

Für die Zeremonie zur Übergabe der Unterschriften in der Staatskanzlei schleppten die Ärzte dann auch noch einen Rollstuhlfahrer, einen alten Mann mit Krücken und zwei Kinder mit einem Arm im Gips mit. Damit sollte wohl augenfällig demonstriert werden, wie ungemein uneigennützig die SD ist. Wer wollte schon armen alten Leuten und gestressten Müttern den Gang in die Apotheke zumuten. Dass sie genau dies tun müssen, wenn der Herr Doktor seine Praxis an seinem freien Tag, während seiner Ferien, am Wochenende, abends und an Feiertagen geschlossen hat, bleibt unerwähnt. Und dass dieselben Patienten  gezwungen sind, auch dann den umständlichen Weg in die Praxis suchen zu müssen, wenn sie eigentlich nur Medikamente, aber keine Konsultation brauchen, davon sprechen die Ärzte natürlich ebenfalls nicht. In solchen Situationen ist es nämlich nullkommaplötzlich aus mit der freien Entscheidung. Da die Patienten nie ein Rezept erhalten, können sie eben gerade nicht frei wählen. Oder besteht die freie Entscheidung etwa nur grundsätzlich und für immer bei der Wahl des Arztes? So im Stile von: Entweder du kaufst die Medikamente bei mir oder such dir einen anderen Arzt?

Im Juni wollen die Aargauer Apotheker ihrerseits eine Initiative starten. Recht haben sie. Es ist nämlich ziemlich klar, warum es die Ärzte so eilig haben, an möglichst vielen Orten für die SD zu weibeln. Solange der Bundesrat das Thema SD auf die lange Bank schiebt, wollen sie die Zeit nutzen, um Fakten zu schaffen. Man kann den Apothekern nur empfehlen, jetzt vehement auf die Barrikaden zu steigen.

13. April 2011

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