Informiert im Gesundheitswesen

Merkwürdige Preispolitik bei Blutzuckermessung

Das Handy gibt es praktisch gratis, bezahlt wird es über das Abonnement beim Telefonanbieter. Der PC-Drucker kostet drei Mal nichts, dafür legt man für jede Druckerpatrone ein Vermögen hin. Man könnte den Preis für die Patrone auch Leasinggebühr für das Gerät nennen, das käme der Wirklichkeit näher. Eine ähnliche Preispolitik herrscht bei den Blutzucker-Messgeräten. Wichtig ist, den Diabetiker an ein bestimmtes Gerät zu binden. Zur Kasse gebeten wird er über die Messstäbchen, die selbstverständlich nur mit dem Gerät der Firma X kompatibel sind. Das kann man störend finden, ist aber nun mal so. Der Konsument akzeptiert diese Politik beim Handy und beim PC-Drucker, warum also nicht auch hier.

Der Haken bei der Sache ist, dass die Messstäbchen von der Krankenkasse bezahlt werden und ziemlich teuer sind. Was also macht die Politik? Sie greift zum für sie einfachsten Rezept: Sie verordnet Preissenkung um Preissenkung. Häppchenweise sank so die Vergütung der Krankenkassen von 120 Franken für 100 Messstäbchen im Jahr 2005 auf 81 Franken für dieselbe Menge im Jahr 2011.

Das ist happig, aber nichts im Vergleich zu dem, was die Apotheker hinnehmen müssen. Ihre Marge schrumpfte in derselben Zeit auf nicht einmal mehr kostendeckende rund 5 %! Mit anderen Worten, die Herstellerfirmen hielten und halten sich zu Lasten der Apotheker schadlos.

Der IFAK Verein für die unabhängige Apotheke suchte das Gespräch mit dem BAG, doch dort hält man das Problem offenbar für marginal und stellt sich taub.

Die Hersteller verweigerten das Gespräch etwas subtiler. Zu einem von IFAK organisierten Workshop erschienen die meisten von ihnen nicht. Doch damit nicht allzu offenkundig wird, dass sie wenig Lust haben, am Status quo etwas zu ändern, liessen sie IFAK wissen, «wir erarbeiten in den nächsten Monaten im Rahmen einer Arbeitsgruppe eine Strategie». Im Klartext, sie lassen die Apotheker nun monatelang in der Warteschlaufe versauern. Denn die «Strategie» ist wahrscheinlich längst erstellt: Wenn schon Preissenkungen, dann lassen wir lieber andere bluten. Der Apotheker bietet sich als Sündenbock geradezu an. Er ist derjenige, der am Tresen steht und seinen Kunden erklären muss, dass die Blutzucker-Messstäbchen mehr kosten als die Krankenkasse zu zahlen bereit ist. Will er nicht bei jedem Verkauf von Blutzucker-Messstäbchen einen Verlust einfahren, muss er eine Zuzahlung verlangen und steht als teurer Krämer da.

Dass es durchaus anders ginge, zeigt die Politik, welche die Hersteller gegenüber den Diabetesgesellschaften verfolgen. Diese verkaufen die Stäbchen zum MiGel-Preis und machen immer noch Gewinn. Merkwürdig, nicht wahr?

Vielleicht überdenkt der eine oder andere Hersteller seine «Strategie» in nächster Zeit doch noch. IFAK konnte nämlich die Firma Menarini Diagnostics Schweiz als Partnerin für die Apotheker gewinnen. Sie liefert ihre hochwertigen Messstäbchen zu einem Preis, bei dem die Apotheker auch ohne Zuzahlung eine angemessene Marge erzielen.

Flyer_IFAK nimmt Stellung_D

Flyer_IFAK_nimmt_Stellung_F

www.menarinidiagnostics.de 

31. März 2011

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: