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Polypharmazie im Pflegeheim

Wenn Betagte ins Pflegeheim eingewiesen werden, nehmen sie nicht selten sechs und mehr Medikamente ein. Bei neun Medikamenten und mehr spricht man von exzessiver Polypharmazie. Gemäss einer Studie des stadtärztlichen Dienstes der Stadt Zürich beeinflusst das situationsgerechte Absetzen eines Grossteils der Medikamente die Überlebenszeit nicht.

Erfolgreich, das heisst ohne negative Konsequenzen für den Heimbewohner, abgesetzt wurden in diversen Studien vor allem Neuroleptika, Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer SSRI, Antidiabetika und Diuretika. Eine Vereinfachung erfolgte in Zürich zudem, indem überlappende therapeutische Gruppen zusammengefasst wurden, zum Beispiel Analgetika und Antirheumatika, Anxiolytika und Hypnotika/Sedativa, Kardiaka und Antihypertensiva.

Kriterien für das situationsgerechte Absetzen von Medikamenten waren unter anderem fehlendes Wissen von Patienten und Angehörigen über die verordneten Medikamente, Patientenverfügungen gegen lebensverlängernde Massnahmen, Verschlechterung des Zustandes vor Heimeintritt trotz Einsatz zusätzlicher Medikamente, moribunder Zustand oder schlechte Prognose, Kombinationen von Medikamenten mit teilweisem Antagonismus.

Der Median der Überlebenszeit bei Heimeintritt liegt bei 286 Tagen. Bei Bewohnern unter 75 liegt die Überlebenszeit überdurchschnittlich oft unter dem Meridian. Grund ist der häufig sehr schlechte Gesundheitszustand, vor allem wegen Krebserkrankungen.

Die Studie erschien in «Praxis – Schweizerische Rundschau für Medizin», Ausgabe vom 16. Februar 2011, Seite 213.

http://www.verlag-hanshuber.com/zeitschriften/journal.php?abbrev=PRX

22. Februar 2011

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