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In Ungarn herrscht wieder Kettenverbot

Seit dem 1. Januar ist es in Ungarn verboten, Apothekenketten zu betreiben. Für bestehende Ketten gilt eine Übergangsfrist bis 2017. Spätestens dann müssen sie die Mehrheit ihres Besitzes und die Leitung der Apotheken an Apotheker abgegeben haben. Interessant sind die Zahlen, die zur Geschichte dieser neuen Regulierung gehören:

Anfang 2007 hatte die Regierung gesetzliche Regelungen zu Besitz (mindestens die Hälfte einer Apotheke musste einem approbierten Apotheker gehören) und geografischen Niederlassungsbeschränkungen aufgehoben. Nach dieser Liberalisierung stieg die Zahl der Apotheken von 2000 auf 2400. Mit dem Resultat, dass heute rund 400 Apotheken vor dem Ruin stehen. Die Anzahl Arztrezepte verteilte sich jetzt einfach auf viel mehr Apotheken. Verschärft wurde die Situation dadurch, dass die Regierung die Apotheken Pflicht für zahlreiche Wirkstoffe aufhob und sogar OTC-Automaten erlaubte. Auch die Anwesenheitspflicht der Apotheker wurde stark gelockert. Folge war eine erhebliche Verschlechterung der Dienstleistung.

Die Regulierung, die seit 1. Januar dieses Jahres in Kraft ist, macht diese Lockerungen rückgängig. Ausserdem schreibt sie nun vor, wo und wie viele Apotheken eröffnen dürfen. In Orten mit mehr als 50‘000 Einwohnern muss auf 4000 Konsumenten mindestens eine Apotheke kommen, in kleineren Ortschaften eine Apotheke auf 4500 Einwohner. Der Mindestabstand zwischen den Apotheken muss 250 Meter betragen. Ein Apotheker darf höchstens vier Apotheken betreiben. Bei Neugründungen ist die Konzession an eine Person gebunden. Die Konzession kann vererbt werden, falls der Erbe ebenfalls Apotheker ist.

Verboten sind neu auch Rabattsysteme, wie Rx-Boni und Werbegeschenke. Kundenkarten sind nur noch erlaubt, wenn die gesammelten Punkte für pharmazeutische Dienstleistungen eingesetzt werden.

Das neue Gesetzt wird die Apothekenlandschaft in Ungarn stark verändern. Derzeit gehören rund 800 Apotheken zu einer Kette, etwa ein Drittel davon ist im Besitz von Phoenix. Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die Apothekenketten wollen vor dem ungarischen Verfassungsgericht gegen die Regulierung klagen.

10. Januar 2010

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