Informiert im Gesundheitswesen

Gesundheitswesen à la Ineichen

Das Forum Gesundheit Schweiz hat unter dem Titel «Standpunkte» eine Publikationsreihe lanciert. Darin sollen «innovative Ideen und Reformvorschläge» eine Plattform erhalten. Der erste, der seine Ideen verbreiten darf, ist Nationalrat Otto Ineichen. In einer Auflage von 4000 Exemplaren werden damit «alle gesundheitspolitisch interessierten Personen, Politikerinnen und Politiker sowie Medienschaffende» beliefert. Ein Auszug aus dem Werk hier:

Dem Grundsatz in der Einleitung ist nichts entgegen zu halten. Die Eigenverantwortung jedes einzelnen soll im Mittelpunkt stehen. «Zu viel Grosszügigkeit zerstört die Eigenverantwortung und dient einzig dazu, Trittbrettfahrer erfinderisch zu machen», heisst es da.

Einige Punkte beinhalten durchaus gute Ansätze, bei anderen runzelt man die Stirn und hofft, dass sie nicht über den Status der Idee hinauskommen.

Begrüssenswert:

«Apotheken und Spitex aufwerten». Sie sollen medizinische Leistungen, wie Blutdruckmessen, Blutentnahmen, Gruppenimpfungen etc. übernehmen können. Das faktische Ärztemonopol bei Pflichtleistungen sei nicht mehr zeitgemäss.

Unsere Rede seit Jahren. Es ist nicht einzusehen, weshalb die Apotheker als Medizinalpersonen nicht gewisse Leistungen erbringen dürfen. Zumal die Hausärzte ja selbst immer klagen, es gebe zu wenige von ihrer Spezies und sie seien überlastet.

Sehr Zweifelhaft:

«Bei funktionsgleichen Medikamenten wird nur das Günstigste erstattet».

Diese Idee sollte man endlich versenken. Damit schafft man nicht mehr Markt, sondern ein Monopol für den billigsten Anbieter. Ausserdem zwingt man den Patienten immer wieder ein anderes Präparat auf. Für die Compliance ist das tödlich.

«Vertriebsmargen bei den Medikamenten senken». Unter diesem Titel heisst es: «Spitäler, Ärzte und Apotheker sollen nicht mit Margen Geld verdienen, sondern mit medizinischen Leistungen…» Die Forderung lautet: «Der Bundesrat muss rasch die hohen Vertriebsmargen auf das Selbstkostenniveau der Spitäler, Ärzte und Apotheken senken …»

Einverstanden bei den Spitälern und Ärzten. Aber wie bitte sollen Apotheker mit medizinischen Leistungen Geld verdienen, wenn sie diese ja eben nicht erbringen dürfen? Ausserdem – und da zeigt sich einmal mehr, dass die so genannten Gesundheitspolitiker nicht viel Ahnung von der Apotheke haben – halten sich Apotheker bei der Ausführung von Rezepten immer noch an die Anweisungen des Arztes. Nicht sie bestimmen also die Anzahl der verschrieben Medikamente. Wenn sie Einfluss auf die Verschreibung nehmen, dann allenfalls in Richtung Generika, was ja im Sinne der Erfinder der innovativen Ideen ist. Wer den Apothekern die (übrigens jetzt schon ruinös zusammengestrichene) Marge auf Selbstkostenniveau senkt, ruiniert sie.

http://www.forumgesundheitschweiz.ch/ («Standpunkte» ist auf der Website leider nicht vorhanden. Vielleicht kommt es noch.)

20. Dezember 2010

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