Die Bündner Regierung will die SD nicht flächendeckend einführen. 3-min.info berichtete am 16.10.10 darüber. Das freut die Bündner Ärzte natürlich gar nicht. Im Bündner Tagblatt vom 19.10. äussert sich Claude Leissing, Präsident des Bündner Ärztevereins mit den bekannten Argumenten dazu. Vor allem aber soll die Einschränkung der SD für einen grossen Teil der Misere verantwortlich sein. Hier ein paar Ausschnitte aus der wahrhaft abenteuerlichen Begründung:
Die mangelnde Unterstützung der Bündner Regierung erklärt sich Leissing damit, dass «auf Bundesebene die Selbstdispensation noch nicht definitiv verankert» sei, aber er ist sich sicher, dass «eine Abschaffung nicht mehr ernsthaft erwogen wird». (Soso.)
Natürlich stosse der Vorschlag auf «erbitterten Widerstand der Apotheker», die «mit dem Untergang ihrer Apotheken drohen». (Wie geht das genau? Apotheker drohen mit Selbstmord? Oder so ähnlich? Interessante Optik.)
Aber «wir Ärzte in Graubünden» haben beschlossen, «die Bevölkerung wenn nötig mit einer Initiative darüber abstimmen zu lassen, ob sie es wünscht, Hausarztpraxen oder Apotheken zu unterstützen».
Mit anderen Worten: An eine Zusammenarbeit denken die Ärzte schon gar nicht. Und sollte es ein Patient wagen, sich (auch!) für die Apotheke zu entscheiden, hat er es wohl mit seinem Arzt verspielt, der den Patienten spüren lassen wird, dass dieser seinen Medikamentenumsatz nicht ankurbeln helfen will.
Schöne Aussichten für die Bündner Bevölkerung, die es eigentlich, wie alle anderen auch, verdienen würde, dass sich Arzt und Apotheker gemeinsam um ihr Wohl kümmern. Aber solange die Politik keine klare Abgrenzung von Arzt- und Apothekeraufgaben zustande bringt, wird es keine fruchtbare Zusammenarbeit geben. Schade!
20. Oktober 2010