Es ist wirklich grotesk. Die FMH will Praxisassistentinnen zur Entlastung des Arztes einsetzen. Da es zu wenige Hausärzte gebe, sollen sie in Zukunft Routineuntersuchungen vornehmen, chronisch Kranke überwachen, Blutdruck messen, Laborwerte checken. Noch vor wenigen Tagen hiess es von derselben Seite, Telemedizin in Apotheken sei problematisch, weil dort das nötige Know-how fehle (siehe 3-min.info vom 19. Juli 2010). Und das alles nur, weil man um jeden Preis den Apotheker negieren will. Der Grund liegt auf der Hand: die SD.
Wenn jemand den Hausarzt entlasten kann und soll, dann sind das die Apotheken. Diese sind erstens bereits heute qualifiziert für Routinechecks, Betreuung chronisch Kranker und Triage und zweitens der Arztpraxis betreffend Erreichbarkeit weit überlegen. Aber nein, die Ärzte wollen natürlich um keinen Preis mit den Apothekern zusammenarbeiten. Das hiesse ja, sie als Medizinalperson und Kollegen mit spezifischem Fachgebiet anzuerkennen. Das ist für die meisten Ärzte eine absolute Schreckensvision. Lieber blasen sie mit einer Zusatzausbildung für Praxisassistentinnen das Gesundheitswesen weiter auf. Und natürlich sollen dann die in Schnellbleiche aufgepeppten Praxis-Mitarbeiterinnen als Leistungserbringer zu Lasten der Krankenkassen etabliert werden.
Man kann nur hoffen, dass die Krankenkassen auf diesen Unsinn nicht einsteigen. Und auch der Politik würde es gut anstehen, sich von dieser kostentreibenden Blase nicht blenden zu lassen. Es gibt einen kurzen, kostengünstigen Weg, wie die Ärzte entlastet werden können: Schafft endlich diese unselige SD ab! Dann können Arzt und Apotheker nämlich zusammenarbeiten, jeder an seinem Platz mit seinen Fähigkeiten. Die Infrastruktur ist da, das Fachwissen ist vorhanden, und alles bereits bezahlt und ohne grosse Zusatzkosten nutzbar.
Den Apothekern kann man nur raten, unverzüglich vorwärtszumachen, mit Routinechecks, Wundversorgung, Telemedizin. Dann ist der Hausarzt bereits ab heute entlastet.
22. Juli 2010