Informiert im Gesundheitswesen

1 Milliarde Euro für ein neues Medikament

Zehn Jahre Entwicklungszeit und eine Milliarde Euro stecken in jedem Medikament, das neu auf den Markt kommt. Diese Rechnung stellten Grundlagenforscher, Pharmakologen, Kliniker und Vertreter der Pharmaindustrie bei einem Hintergrundgespräch in Wien auf Einladung des Pharma Marketing Club Austria auf. Potential sehen sie in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo die Kosten für Tests tiefer sind.


Kosten und Dauer der Medikamentenentwicklung sind seit der Jahrtausendwende stark gestiegen. Unter anderem weil neu 10‘000 statt 2‘500 Personen den klinischen Tests unterzogen werden müssen. Die Gender-Medizinerin Alexandra Kautzky-Willer von der Wiener Uniklinik monierte zudem, Frauen seien besonders in der Anfangsphase von Arzneimittelprüfungen stark untervertreten. Das wirke sich später in Nebenwirkungen aus, die bei acht von zehn Frauen auftreten. Ausserdem sind die Wirkungen bei schwangeren Frauen kaum erforscht. Probleme ergäben sich vor allem auch bei älteren Frauen, die den höchsten Medikamentenkonsum aufweisen.

Hürden bei der Marktzulassung liegen unter anderem darin, dass einzelne Staaten zusätzliche Tests fordern, und mit den Krankenkassen über die Erstattung verhandelt werden muss.

Deutlich weniger Entwicklungskosten ergeben sich in Entwicklungs- und Schwellenländern. Zwar bestünden in diesen Ländern noch Wissensrückstände, doch das Potential könnte in Zukunft stärker genutzt werden. Wolfgang Bonitz, Leiter der Abteilung Medizin von Novartis Pharma Österreich sagt dazu: «Während in Europa und den USA Testpersonen in ihrem Leben bereits eine Vielzahl von Medikamenten erhalten haben, gibt es in Ländern wie China oder Indien noch viele unbehandelten Patienten, die andere Testergebnisse liefern.» Zentrale Stärke der Industrieländer sei auch in Zukunft die bestehende hochtechnologisierte Infrastruktur.

Kommentar: Da die Politik in der Schweiz offensichtlich der Meinung ist, wir könnten gut mit Generika – und davon natürlich ausschliesslich den billigsten – auskommen, brauchen wir uns ja bald nicht mehr den Kopf über die Pharmaforschung zu zerbrechen. Wer dann doch mal wieder von einem neuen Medikament profitieren möchte, kann es ja bei seiner nächsten Ferienreise nach China oder Indien besorgen. Dort freut man sich bestimmt über den neuen Wirtschaftszweig.

22. Juni 2010

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: