Für die Rundschau des Schweizer Fernsehens vom 9. Juni liess sich Bundesrat Didier Burkhalter von einem Fernsehteam begleiten, als er mit einem Tross von Bundesbeamten ein Ärztenetzwerk besuchte. Der inszenierte Auftritt wirkte etwas peinlich, aber immerhin hat sich Burkhalter die Zeit genommen und zugehört, was ihm einer der Praxisärzte erzählte. Wo aber bleiben die Apotheker?
Managed Care heisst seit Burkhalters Amtsantritt das Zauberwort. Ärztenetzwerke sollen helfen, Kosten zu sparen bei gleichbleibender Qualität. Der Gedanke ist gut. Man fragt sich höchstens, weshalb sich die Leistungserbringer nicht schon längst zusammengeschlossen haben. Die Zeit der Einzelkämpfer ist vorbei. Keiner kann alles wissen. Da kann es nur nützen, wenn sich mehrere Ärzte zusammentun und sich über schwierige Fälle auch mal beraten. Oder sich gegenseitig Patienten zuhalten, wenn der Kollege für ein medizinisches Problem besser qualifiziert ist. Wenn er dies innerhalb der Gemeinschaftspraxis tun kann, wird er sich weniger dagegen sträuben, weil er seinen Kunden ja nicht verliert.
Auch bei der Infrastruktur lässt sich sparen. Gemeinsame Räume, gemeinsamer Empfang, Wartezimmer, Geräte, EDV etc., warum soll sich das jeder für sich allein anschaffen? Anwaltspraxen funktionieren bestens auf diese Weise. Und die hat niemand gezwungen, ausser der Markt. Auch Handwerker bilden seit langem schon Netzwerke, treten bei als kleine Generalunternehmen auf. Die Kunden schätzen das. Es hat viele Vorteile, wenn der Sanitär sich mit dem Elektriker abspricht und falls nötig auch gleich den Schreiner aufbietet.
Was bei all den Diskussionen über Managed Care und Ärztenetzwerke aber immer wieder fehlt, ist der Apotheker. Der gehört doch zu jedem Ärztenetzwerk dazu. Am besten gleich räumlich integriert. Gegen die Strasse hin die Apotheke mit allem drum und dran. Daran angeschlossen die Gruppenpraxis.
Warum bloss spricht Burkhalter nie von den Apothekern? Hat er ihnen nicht zugehört? Oder haben sie womöglich noch gar nicht bei ihm vorgesprochen? Dann wird es aber höchste Zeit!
10. Juni 2010