Informiert im Gesundheitswesen

Grapschen Ärzte im grossen Stil?

Sexueller Missbrauch ist derzeit eines der grossen Medienthemen. Missbrauch jeglicher Art ist verwerflich, keine Frage. Aber dass nach den Gottesmännern nun auch die Götter in Weiss im grossen Stil Grapscher sein sollen, lässt dann doch kritisch aufhorchen. Im Tages-Anzeiger vom 10. Mai behauptet eine Basler Psychiaterin, sexueller Missbrauch finde auch in den Arztpraxen in grossem Stil statt. Deshalb fordert die Psychiaterin Massnahmen von den Ärztegesellschaften. Im Artikel ist dann vorwiegend die Rede von Psychiatern, die sich Übergriffe erlaubten und die Abhängigkeit ihrer Patientinnen ausnützten. Das kommt sicher vor. In der Psychiatrie möglicherweise auch etwas häufiger als in der somatischen Praxis. Dennoch: Man sollte vorsichtig sein mit dem Ruf nach immer mehr Massnahmen gegen immer mehr vermeintliche Missbräuche im grossen Stil. Wenn Ärzte es nicht bald mehr wagen, eine Patientin zu untersuchen, weil jede Berührung sie bereits in den Verdacht bringt, die Frau sexuell ausbeuten zu wollen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn Diagnosen verpasst und Krankheiten verschleppt werden. Ärzte, die sich tatsächlich Übergriffe zu Schulden kommen lassen, sollen bestraft werden, und da müssen auch die Ärztegesellschaften konsequent mithelfen. Aber es kann nicht sein, dass bei jeder Untersuchung ein Rechtsanwalt neben dem Arzt stehen muss.

11. Mai 2010

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: