Seit Didier Burkhalter und Pascal Strupler im BAG das Sagen haben, ist viel von Managed Care die Rede. Die Apotheker kommen bei all den Szenarien allerdings nicht vor. Man vergisst sie kurzerhand, wie üblich. Ein Fehler, denn die Apotheken verteilen sich über die ganze Schweiz, sind öffentlich, zu üblichen Ladenzeiten und darüber hinaus zugänglich, bieten – oft genug sogar gratis – viel Know-how auf Universitätsniveau und wären die idealen Partner für Prävention, Managed Care, Selbstmedikation. Wären. Dass sie oft nicht wahrgenommen werden, ist zum Teil den Apothekern selbst zuzuschreiben, weil sie – gopfridstutz – viel zu oft viel zu wenig auf den Tisch klopfen und ihre Rechte reklamieren. Dass man sie ignoriert, hat aber auch System, weil sich viele Ärzte nach wie vor – und mit zunehmenden SD-Gelüsten vermehrt – weigern, die Apotheker als Partner wahrzunehmen.
Sehr gut zusammengefasst hat die Vorteile der Apotheke Apotheker Theo Voegtli in der neuesten Ausgabe des Pharmajournals (15.4.2010). Nur leider steht der Artikel eigentlich am falschen Ort. Er müsste an die Öffentlichkeit und vor allem zu den Politikern! Die 23 Pluspunkte, die Voegtli in seinem Artikel aufzählt, mit kurzem Kommentar von 3-min.info:
Versorgungssicherheit und Versorgungsfreiheit: rund 10‘000 Medikamente sind in jeder Apotheke an Lager, weitere rund 60‘000 können innerhalb weniger Stunden beschafft werden. Aus diesem Fundus kann (könnte) der unabhängige Arzt frei wählen und verschreiben.
Vortriage: Die Apotheke als Gatekeeper, mit Sicherheit kostengünstiger, als wenn es in jedem Fall der Arzt tut.
Medizinalperson ohne Voranmeldung: Für die, die es immer noch nicht wissen, der Apotheker verfügt über eine Universitätsausbildung, ist also ein bestens ausgebildete Medizinalperson.
Direkte Überweisung an den Hausarzt mit Vorzugsbehandlung: Eine solche Zusammenarbeit müsste eigentlich auch den Hausarzt interessieren.
Telefonische Verschreibung: Vorteil für den Patienten, wenn Arzt und Apotheker vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Verschreibung Wirkstoff statt der Spezialität: Stichwort Generika.
Compliance auf Verordnung: Taten statt Worte. Mangelnde Compliance ist ein Problem. Mit den Apotheken hätte man einen Lösungsansatz.
Keine Verschwendung von Medikamenten im Abfall: Sorgfältige Verschreibung und hohe Compliance ergeben wenig Abfall.
Instruktion auf Verordnung: Stichwort Inhalationsgeräte, Insulin etc.
Überwachung der Dauermedikation: Ist in der Apotheker mit Sicherheit kostengünstiger.
Unit-Dose-Systeme: Gemeint sind Wochenblister bei Polymedikation. Macht viel Sinn und bringt automatisch eine enge Beziehung zum Patienten mit allen Vorteilen.
Qualitätszirkel Arzt-Apotheker: Mehr Qualität ist doch das Losungswort von Burkhalter und Strupler.
Das Labor in der Apotheke: Blutdruck, Blutfette, Gewicht, Blutzucker etc. kann man alles in der Apotheke überprüfen.
Polymedikations-Check: Regelmässige Analyse der Medikation. Nützt sie? Muss etwas angepasst werden?
Lieferung aus einer Hand: Medikamente kommen immer aus der Apotheke, auch das Notfall- und Gebrauchsmaterial für den Arzt.
Entlastung des Hausarztes bei der Medikamentenevaluation: Vertreter der Pharmaindustrie werden vom Apotheker empfangen. Der Informations-Austausch erfolgt zwischen Arzt und Apotheker erfolgt im Qualitätszirkel.
Prävention und Gesundheitsförderung: Wer wäre besser prädestiniert, der Bevölkerung Informationen über die Gesundheit zu vermitteln als der Apotheker?
Screenings: Dasselbe gilt für Screenings.
Impfung in der Apotheke: Bsp. Grippeimpfung. (Das Planungsdebakel aus den Amtsstuben des Bundes im Zusammenhang mit der Schweinegrippe sei zur Erinnerung beigefügt. Dabei hätten 1750 Apotheken Hand geboten für eine funktionierende Logistik.)
Spezialisierung in der Apotheke: Bsp. Atemwegsapotheken, Hautapotheken, Telemedizin.
Die Apotheke als Teil der Grundversorgung: Sollte eigentlich selbstverständlich sein.
Apotheke und Telemedizin: Medizinische Callcenter arbeiten mit den Apotheken zusammen, denn die haben den persönlichen Kontakt zu den Patienten.
Hauslieferservice: den bieten die meisten Apotheken seit je.
16. April 2010