In der Zeitung Le Temps vom 26. März rechnet ein Journalist vor, dass die Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche sich die Hände reiben können. Dank Obamas Gesundheitsreform wächst der amerikanische Markt. Zwar werden im Rahmen von Medicaid und Medicare ebenfalls Rabatte auf Medikamente verlangt. Doch der grösste Teil des Medikamentenkuchens könne nach wie vor auf freie Preise setzen, das habe Obama versprochen. Und damit könnten die Basler Multis die massiven Preissenkungen, die sie in Europa hinnehmen müssten, ja locker verschmerzen durch die Mengenausweitung in Amerika.
Das können sie möglicherweise. Mindestens fürs erste. Aber warten wir es ab. Was hat man uns nicht alles versprochen vor der Einführung der obligatorischen Krankenversicherung! Und was davon hat sich bewahrheitet? Ganz bestimmt nicht das Märchen von der Kostenstabilisierung. Das wird im schwer übergewichtigen Amerika nicht anders sein. Der Staat wird sich nicht lange zurückhalten mit Eingriffen in den Markt. Und vor allem: Was nützt es uns Schweizern, wenn die Pharmaindustrie sich in Amerika schadlos halten kann, während bei uns mit massiven Margenkürzungen und nicht enden wollenden Preissenkungsrunden den Apotheken die Luft zum Atmen abgeschnürt wird? Falls dies als Rechtfertigung für weitere Preissenkungen bei uns herhalten soll, ist das eine seltsame Betrachtungsweise.
26. März 2010