In einem Interview in der Medical Tribune vom 22.1. bezeichnet Dr. Karoline Mathys, Leiterin Bereich Marktüberwachung bei Swissmedic, den Bezug von Medikamenten übers Internet als «gigantisches Problem». Es gebe fast keine seriösen, behördlich kontrollierten Internetapotheken. Mehr als die Hälfte der importierten Medikamente würden zudem aus Asien stammen, auch wenn die Website möglicherweise eine europäische Quelle suggeriere. Den Apothekern rät sie, Kunden beim Beratungsgespräch jeweils gezielt nach anderen Medikamenten zu fragen und sie gegebenenfalls auf die Gefahren von übers Web bestellte Präparate aufmerksam zu machen.
Die Apotheker muss man nicht überzeugen, dass man Medikamente am besten in der lokalen Apotheke kauft. Leider sehen die meisten Politiker nicht über ihre eigene Nasenspitze hinaus. Sonst müsste ihnen nämlich klar sein, dass Warnungen gegen den Internethandel in der Luft verpuffen, wenn gleichzeitig das Medikament grundsätzlich dauernd abgewertet wird. Der discountmässige Dauer-Aufruf zum billigsten Medikament und die Banalisierung des Arzneimittels durch den Vertrieb über unqualifizierte Vertriebskanäle sind nur zwei Beispiele, die immer wieder suggerieren, Arzneimittel seien ein Konsumgut wie Spaghetti und Tomatensauce. Entweder verpasst man dem Medikament ein Billig-Image und muss dann halt auch die Konsequenzen tragen. Oder man steht dazu, dass das Medikament nun mal ein wertvolles Hightech-Produkt ist. Beides gleichzeitig nicht. Wie wichtig eine kohärente Kommunikation ist, müssten Politiker eigentlich wissen. Aber eben, die eigene Nasenspitze liegt näher.
21. Januar 2010