Informiert im Gesundheitswesen

Den Hausärzten gebührt eine Pauschale für Hausbesuche

Haben Sie eine Putzfrau? Was bezahlen Sie ihr pro Stunde? Je nach Gegend wohl einen Betrag zwischen 25 und 30 Franken. Vor diesem Hintergrund ist die «Inkonvenienzpauschale» von knapp vierzig Franken für Hausbesuche, welche die Santésuisse den Ärzten vor einem Jahr zugestanden hat, wohl nicht überrissen. Immerhin hat ein Hausarzt viele Jahre Ausbildung hinter sich, trägt einiges mehr an Verantwortung für seine Kunden als die Putzfrau und packt seinen Arztkoffer auch zur Unzeit ins Auto, um einem seiner Patienten einen Hausbesuch abzustatten. Mehr als ein paar Tausend Franken im Jahr kommen mit Hausbesuchen nicht zusammen, und es ist sauer verdientes Geld. Doch ausgerechnet da setzt die Santésuisse nach einem Jahr den Sparhebel an. Sie streicht die Pauschale. Das ist unfair. Einige Gedanken dazu:

Bleiben wir mal bei den Rechnungen. Von Manfred Manser, Noch-CEO von Helsana und gewichtiges Mitglied von Santésuisse, ist bekannt, dass er etwa 800‘000 Franken pro Jahr erhält. Selbst wenn Manser 365 Tage im Jahr arbeiten würde, läge sein Tageseinkommen bei fast 2200 Franken. Gestehen wir ihm weiter zu, dass er stolze sechzehn Stunden täglich arbeitet, dann kommt er immer noch auf einen Stundensatz von 137 Franken. Diese Rechnung nur, um nochmals zu veranschaulichen, dass die Hausbesuchspauschale für die Hausärzte kein überrissener Ansatz ist. Es geht um die Anerkennung. Was der Quasi-Monopolist Santésuisse also tut, ist nichts anderes als psychologische Kriegsführung. Nicht besonders sportlich.

Denn, und damit kommen wir zum zweiten Punkt, offenbar will man sich beim Krankenkassenverband der Auseinandersetzung mit den Spitälern und Spezialisten nicht selbst stellen. Santésuisse gibt offen zu, dass sie von den Hausärzten erwartet, sich selbst mit den Spitalambulatorien und den Spezialisten zu einigen. Konkret: Diese sollen etwas von ihrem Einkommen an die Hausärzte abgeben. Das werden sie freiwillig bestimmt nicht tun. Santésuisse schaut also von Ferne zu, wie sich die Ärzte gegenseitig die Köpfe blutig schlagen. Als Quasi-Monopolistin kann sie es sich erlauben, einfach den Geldhahn zuzudrehen und sich zurückzulehnen.

3-min.info-Leserinnen und Leser wissen es, Apotheker und Ärzte haben das Heu nicht immer auf derselben Bühne. Aber dass Santésuisse den Hausärzten die bescheidene Hausbesuchspauschale entzieht, ist unfair und ein hässlicher Machtpoker. Ein Hausbesuch ist eine einfach kontrollierbare Leistung, die der Arzt physisch und persönlich erbringt. Dafür gebührt ihm eine angemessene finanzielle Anerkennung.  

8. Januar 2010

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: