Informiert im Gesundheitswesen

Cleverer Ärztetrick zur Beibehaltung der SD

In der Ärztezeitung vom 16. Dezember schreibt Dr. med. Joseph Jeker aus Alpnach Dorf einen Leserbrief, in dem er seinen Kollegen ans Herz legt, nicht Verkäufer von Medikamenten sein zu wollen. Die Ärzte könnten nur gewinnen (Image, Vertrauen der Patienten), wenn sie den Verkauf in die Hände von Apothekern legen würden. Und dann beschreibt er seine «Idee», wie das laufen könnte. Ziemlich ausgekocht, der Mann. Kurz zusammengefasst, schlägt Dr. Jeker vor, sich die Praxisapotheke extern bezahlen und führen zu lassen. Das geht so:

«Die Apotheke wird durch unsere Lieferanten, die Apotheker sind, bewirtschaftet.» Im Klartext: Zur Rose und wie die Ärztelieferanten alle heissen, sind ja eigentlich alle Apotheker. Da kann man also schon mal alles beim alten lassen. Neu ist, dass dieser Lieferant – «Die Kontrolle der Ablaufdaten erfolgt sowieso durch unsere Lieferanten.» (Jeker) – nun Besitzer bleibt vom Medikamentenbestand in der Praxis. Im Klartext: Der Arzt nimmt den Medikamentenstock nur in Kommission. Was er verkauft, verrechnet nicht er, sondern sein Lieferant den Kassen. Er wäscht seine Hände in Unschuld. ER verkauft keine Medikamente.

Weil der Arzt nun aber doch nicht ganz so selbstlos ist, soll der Lieferant ihm eine Pauschale bezahlen dafür, dass er netterweise den Medikamentenstock in seiner Praxis aufbewahrt. O-Ton Jeker: «Die Höhe dieser Pauschale entspricht dem Gewinn, der durch den Verkauf der Medikamente bislang angefallen ist, abzüglich der Verzinsung des ‚toten Kapitals‘.» Im Klartext: Der Arzt verdient sich immer noch eine goldene Nase mit dem Verkauf der Medikamente, aber weil ja nicht mehr er, sondern der Lieferant, äh, also sozusagen der Apotheker, Rechnung stellt, das Risiko trägt und das Ganze auch noch bewirtschaftet, ist der Selbstdispensierer zu einer Art Verschreibungsarzt mutiert. Abrakadabra, und schon ist man reingewaschen.

Zumindest fast. Einen Schönheitsfehler hat die Sache noch. Aber auch daran hat Herr Jeker gedacht. Als letzten Punkt schreibt er: «Der Betrag [die Pauschale, Anm. der Red.] muss mit den Lieferanten verhandelt werden, soll jedoch nicht vom Umsatz abhängen. Sonst wären wir wieder gleich weit.» Richtig erkannt, Herr Doktor. In der Realität sieht's dann einfach ungefähr so aus: Man handelt die Pauschale jedes Jahr neu aus, und ist ja klar, dass die je nach Umsatz dann auch mal höher ausfallen darf als im Vorjahr. Sie soll ja dem bisherigen Gewinn entsprechen. Oder haben wir Sie da was falsch verstanden, Herr Jeker?

Wirklich ein durchtrieben cleverer Vorschlag, wie man sich vom schlechten Image der SD reinwaschen könnte. Aber sorry, Herr Jeker, solange die Ärzte direkt Geld einstreichen für den Verkauf von Medikamenten, stehen sie im Verdacht, mehr zu verordnen als nötig. Pauschale hin oder her.

Den Original-Leserbrief finden Sie hier: http://www.saez.ch/pdf_d/2009/2009-51/2009-51-Leserbriefe.PDF

18. Dezember 2009

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: