Informiert im Gesundheitswesen

Medikamente aus der Migros

Migros-Chef Herbert Bolliger möchte sein Sortiment erweitern und auch rezeptfreie Medikamente verkaufen. Nicht alle, beschwichtigt er, nur jene, die keine Beratung bräuchten. Und nennt ausgerechnet Schmerzmittel und Blasentee. Publikumswirksames Argument für den Vorstoss: Die Medikamente könnten vom Detailhändler deutlich billiger angeboten werden. Kein Wunder, wenn man weder Beratung anbietet noch irgendeine Anforderung der Heilmittelkontrolle erfüllen muss, die von jeder Apotheke kompromisslos gefordert wird, von der Qualitätskontrolle über die Infrastruktur bis zum Fachpersonal. Es ist leicht wirtschaften, wenn man die Medikamente einfach in einen Schüttkorb werfen kann, wo sich jeder nach Belieben bedient. Tolle Aussichten.

Man kann wirklich nur hoffen, dass der Gesetzgeber Vernunft walten lässt. Medikamente gehören in die Apotheke. Punkt. Alles andere führt zu unsachgemässem Gebrauch, Missbrauch, verschleppten Infektionen (Beispiel Blasenentzündung), Interaktionen (Beispiel Aspirin) und einer generellen Sorglosigkeit beim Umgang mit Medikamenten. Wollen wir diese Fehlentwicklung dann mit einer weiteren teuren Aufklärungskampagne aus dem Hause BAG zurechtbiegen? Was dabei herauskommt, wissen wir.

Ausserdem: Die Migros braucht die Medikamente nicht zum Überleben und zahlt ganz bestimmt nicht für die Folgeschäden, die sie mit einem Medikamentenverkauf ad libitum verursacht. Und diese Folgeschäden beziehen sich nicht nur auf die Gesundheit der Bevölkerung. Medikamente sind das Kerngeschäft der Apotheken. Sollen sie wirklich geopfert werden, damit die Migros ihre Kassen noch etwas mehr füllen kann?

14. Dezember 2009

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