Der Lebensmittel-Industrie stehen harte Zeiten bevor. Health Claims für Nahrungsmittel werden Schritt um Schritt verboten. Das mag das Apothekerherz erfreuen, denn ärgerlich ist es schon, wenn ein Schluck Milch mit fast denselben Worten beworben werden darf wie ein Arzneimittel zur Osteoporose-Vorbeugung. Doch sollte bei Werbeverboten jeder aufhorchen. Denn sind die Regulierer erst mal am Werk, sind sie kaum mehr zu bremsen. Und das kann allen nicht gleichgültig sein. Über Lebensmittel könnten demnächst Verkaufsstopps verhängt werden, weil von einem Tag auf den anderen bestimmte Werbeaussagen verboten sind. Dann hätten die Hersteller kurze sechs Monate Zeit, ihre nach alten Regeln beschrifteten Produkte auszuverkaufen. Kaum gemacht, könnte das nächste Claim verboten werden. Dasselbe Spiel beginnt von vorn. Und weil der EU-Kommission immer mal wieder etwas Neues einfällt, was man auch noch verbieten könnte, besteht keinerlei Rechtssicherheit mehr.
Man kann sich, wie gesagt, freuen, wenn nicht mehr jeder Joghurt-Becher wie ein Arzneimittel angepriesen werden darf. Schadenfreude ist jedoch fehl am Platz. Auch die Pharmabranche leidet unter dem Übereifer der Reglementierer. Kann sein, dass der eine oder andere Hersteller den Bogen überspannt. Das ist aber immer noch besser, als wenn nur noch gesagt werden darf, was ein Staatsbeamter uns vorgekaut hat.
3. November 2009