Informiert im Gesundheitswesen

Einheitskasse, allenfalls ein Trostpflaster

Jetzt kommen sie wieder, die Vorbeter für eine Einheitskasse. Sie kriegen sogar noch Unterstützung bis weit in bürgerliche Kreise hinein. Riesiges Sparpotential liege darin, wenn nicht mehr die halbe Schweiz jedes Jahr die Kasse für ein paar Franken weniger Prämien wechseln könne. Millionen von Franken könne man sparen, wenn dieser administrative Leerlauf unterbunden würde. Und darum müsse nun eben die Einheitskasse her. Beim Monopol gäbe es dann nichts mehr zu wählen, hinüberwechseln könnte man dann nur noch in die ewigen Jagdgründe.

Trotzdem. Was wäre, wenn? Ein paar Überlegungen dazu:

Die SUVA funktioniert doch bestens. Warum also nicht nach deren Vorbild eine Einheitskasse gründen? Ja, vielleicht. Man darf allerdings nicht vergessen, dass bei der SUVA nur besonders gefährdete Berufsgruppen versichert sind. Bei denen haben sowohl die SUVA wie die Firmen ein gemeinsames Interesse daran, dass möglichst wenig Unfälle passieren. Gemeinsam setzen sie sich ein für sichere Arbeitsplätze und eine möglichst rasche Integration. Und darum funktioniert‘s.

Beim Versicherungsobligatorium à la KVG müsste die ganze Bevölkerung mit Kind und Kegel versichert werden, und dies zudem bei Krankheit. Wie gut da all die vielen Präventionskampagnen greifen, wissen wir. Die Resultate sind nicht gerade überzeugend. Das durchschnittliche Körpergewicht steigt unaufhaltsam, die Stunden vor TV und PC mehren sich weiterhin, Diabetes, Herz-Kreislaufstörungen etc. bilden lukrative Geschäftsfelder auch in Zukunft. Und weil alle an diesem Zustand verdienen, haben weder die Leistungserbringer noch die Kassen ein Interesse daran, dass sich etwas ändert.  

Wenn also eine Einheitskasse à la SUVA, dann allerhöchstens für die unabdingbare Grundversicherung. Brustvergrösserungen, Altersfleckenentfernung und Komfort-Kaiserschnitte gehören definitiv nicht dazu. Auch nicht Bagatellerkrankungen, die jeder mit Medikamenten aus der Apotheke für ein paar Franken kaufen kann.

Alles, was über den Grundbedarf hinausginge, müsste über eine Zusatzversicherung bei einer privaten Versicherung abgedeckt werden. So könnte trotz allem der dringend nötige Wettbewerb aufrecht erhalten werden.

Aber seien wir realistisch. Die Einheitskasse würde nicht ein einziges Problem lösen. Man hätte einfach statt vielen Kassenverwaltern nur noch einen. Aber an den wirklich kostentreibenden Faktoren, wie Überversorgung, Mengenausweitung und null Selbstverantwortung der Patienten, würde sich damit gar nichts ändern. Die paar hundert Millionen Franken, die man vielleicht sparen könnte, wären in nullkommanichts kompensiert durch die viel gravierenderen Fässer ohne Boden.

3. November 2009

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