Die WHO schätzt, dass nur gerade 50% der Langzeitpatienten ihre Therapie einhalten. Da fliesst Geld den Bach runter. Chronisch Kranke mit schlechter Therapie kosten langfristig mehr. Ausserdem landen Medikamente ungebraucht im Müll. Apotheker können davon ein Lied singen, denn bei Ihnen landen in der Regel die prallgefüllten Abfallsäcke für die Sondermüllentsorgung. SD und Versandhandel verschärfen das Problem noch zusätzlich, weil durch solche umsatzgetriebene Strukturen die Gefahr besteht, dass die Patienten ungefragt mit Medikamenten versorgt werden, obwohl sie diese gar nicht anwenden. Dies dem Arzt zu gestehen, wagen die meisten nicht, und wenn das Postpaket vom Versandhandel kommt, legt man es eher achselzuckend in den Schrank, als dort anzurufen und die Lieferungen zu stoppen. Hinzu kommen noch die Compliance-Killer vom Staat, sprich Substitution um jeden Preis mit immer noch billigeren Medikamenten.
«Patients need to be supported, not blamed», sagt die WHO. Finden wir auch. Die Apotheke wäre prädestiniert, Langzeitpatienten zu begleiten, ihnen den Sinn der Therapie zu erklären, Ängste und Vorbehalte zu besprechen. In der Apotheke käme auch offener zutage, wenn jemand seine Medikamente nicht regelmässig einnimmt. Aber eben: wäre und käme. Die Politik zieht es vor, die Preise nach unten zu schrauben und kostspielige, anonyme Callcenter zu propagieren. Das bringt mehr Medienpräsenz.
http://www.who.int/chp/knowledge/publications/adherence_full_report.pdf
15. September 2009